Sammlung Mensenkamp in Nürnberg: Pracht und Geschichte
Ausstellung des Deutschen Spielearchivs Nürnberg im Spielzeugmuseum
von Thomas Tjiang
Die Spielzeugwelt macht immer wieder Lust, das Glück herauszufordern oder eine gewiefte Taktik auszuprobieren. Zusätzlich öffnet sie mit etwas zeitlichen Abstand den Blick für ganz andere Dimensionen: Da fasziniert die handwerkliche Ausführung, die Nähe zu technischen Innovationen oder der Spiegel der Zeitgeschichte im jeweiligen Spiel. Einen solchen Ausschnitt präsentiert das Nürnberger Haus des Spiels mit der Spielesammlung Mensenkamp im Spielzeugmuseum. Die Ausstellung heißt zurecht: „Schätze in Schachteln“.
Vielfalt gut verpackt
„Die Spielesammlung Mensenkamp ist einmalig“, ist sich Stefanie Kuschill sicher. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Nürnberger Haus des Spiels ist selbst von den Exponaten begeistert. „Wir zeigen im Spielzeugmuseum, was Brettspiele alles sind.“ Sie bleibt vor großformatigen Schachteln stehen, die prächtig gestaltet sind. Sie dienen nicht nur zur Aufbewahrung für Zinnfiguren, Würfel oder Spielgeld, sondern sind manchmal selbst Spielfeld. Faszinierend sind auch die silbernen Puzzles aus Papier. Die filigranen Arbeiten stammen wahrscheinlich aus dem Jahr 1815 und zeigen romantische Motive. Und es wird wohl eine besonders ruhige Hand verlangt haben, um die geprägten Gestalten zu einem Bild zusammenzusetzen.
Glücksfall für das Deutsche Spielearchiv Nürnberg
Die ausgestellten 52 Exponate sind ein kleiner Ausschnitt der Sammlung. Der private Sammler Dieter Mensenkamp, Jahrgang 1944, aus Detmold hatte über 5.000 Gesellschaftsspiele zusammengetragen. Sie stammen vorrangig aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Vor drei Jahren entschied er sich, seine Schätze dem Deutschen Spielearchiv der Stadt Nürnberg zu schenken. „Ich war in den letzten Jahren in Sorge, was aus meiner Sammlung wird“, erinnert er sich. Nun ist er erleichtert, dass alles im Haus des Spiels mit seinen mittlerweile 40.000 Brett- und Gesellschaftsspielen untergebracht ist. „Ich wollte so mein Wissen weitergeben.“ Für das Spielearchiv ist es ein echter Glücksfall.
„Allerdings befindet sich der Großteil der Sammlung noch gut verpackt in Kisten und wird Spiel für Spiel inventarisiert“, berichtet Kuschill. Trotzdem wollte sich das Haus des Spiels mit dieser ersten Ausstellung dem leidenschaftlichen Sammler Danke sagen. Die umfassende Sammlung historischer Spiele aus dem deutschsprachigen Raum erfassen die Geschichte des Spiels und des Spielens. Sie beinhalten zugleich einen deutlichen Bezug zur Spielzeugregion Nürnberg. Gut ein Viertel der Objekte stammt aus der Produktion früherer Spieleverlagen wie Klee, Spear und auch Bing. Sie haben den Ruf Nürnbergs als Ort der Spieleproduktion nachhaltig geprägt.
Zeitgeschichte im Spiel
Mensenkamp selbst ist weniger ein Spieler, sondern war von den liebevoll gestalteten Spielen fasziniert. Mitte der 1980er Jahre entdeckt er im Antiquariat das Spiel „Der Zoo“ und ist von der Gestaltung begeistert. „Das hat bei mir die Sammelsucht geweckt.“ Zugleich steht für ihn die Zeitgeschichte im Vordergrund, die sich in den Spielideen wiederfinden. So findet beispielsweise die Elektrizität oder das Radio schnell Eingang in die Spielewelt.
Kuschill hebt die Bedeutung des Brettspiels als kulturhistorisches Zeugnis hervor. „Das kleine Hausmütterchen“ ist ein Spiegel alter Rollenbilder aus wilhelminischer Zeit mit ihren Wertvorstellungen.
Auch das Thema Reisen und Mobilität spiegelt sich wider. In der Ausstellung findet sich beispielsweise das Laufspiel „Die verlorene Fahrkarte“, die die Schwierigkeiten im deutschen Kaiserreich spielerisch umsetzt. Für Abenteuerlust und Fernweh stehen etwa das „Reisespiel durch Franken“, „Der kühne Ozeanflieger“ oder die „Reise durch die Welt“.
Schätze in Schachteln im Spielzeugmuseum Nürnberg
Informationen und das Begleitprogramm zu der Ausstellung der Spielesammlung von Dieter Mensenkamp ist auf der Webseite des Haus des Spiels zu finden:
Zur Webseite der Ausstellung
Zur Online-Ausstellung zur Sammlung Mensenkamp bei Google Arts & Culture
Über den Autor
Thomas Tjiang freier Wirtschafts- und Lokaljournalist, Referent und Kommunikationsberater. Seit Anfang der 1990er Jahre hat er für alle Medientypen, wie Tages- und Monatspresse, Hörfunk, TV, Nachrichtenagentur und Online-Redaktionen gearbeitet. Der Literatur- und Kommunikationswissenschaftler lebt seit über 30 Jahren in Nürnberg.