Spielwarenmesse 2023: Ich war dabei! Teil 2

Wer sind die Menschen, die sich für die Spielwarenbranche begeistern und die Spielwarenmesse zur Veranstaltung des Jahres machen? Was wollten sie auf der Spielwarenmesse 2023 in Nürnberg entdecken? Begegnen Sie Ihnen in unseren Besucherportraits, die Peter Budig für uns eingefangen hat.

Macarena Macaya, Sofia Salas, Ginika Nwobodo und Daniel Barria haben ihre Spieleerfindungen in Halle 11.1 den Scouts der Verlage vorgestellt. Foto: © Peter Budig

Macarena Macaya, Sofia Salas, Ginika Nwobodo und Daniel Barria, aus Mexiko, Chile und Nigeria

Was für eine Geschichte. Sie zeigt uns, wie international die Welt geworden ist, wie nahe wir uns aus den unterschiedlichsten Erdteilen alle kommen können: Diese drei jungen Unternehmerinnen sind alle um die 35 Jahre alt, sie heißen Macarena Macaya, Unternehmensgründerin mit einem Master in „Play & Education“ aus Chile; Sofia Salas, Produkt-Designerin aus Mexiko, und Ginika Nwobodo aus Nigeria, sie besitzt inzwischen ein Spielwarengeschäft namens Joy and Toys. Dazu kommt Macarenas Partner Daniel Barria, der den Brettspiel-Verlag Brisko Editorial gegründet hat. Die drei Frauen haben sich bei Masterstudien im Rahmen des PETal Erasmus Master-Programms der Universidad de Córdoba (ES), Instituto Politécnico de Lisboa (PT) and Marmara University (TR). kennengelernt. Über Social Media Kanäle halten sie regen Kontakt. Wir haben sie auf der „Game Inventors' Convention“ in Halle 11.1 getroffen – mit über 140 Spieleautoren aus rund 20 Ländern hat diese Internationale Spieleerfindermesse ihre erfolgreiche Premiere am Messefreitag gefeiert. Sie haben ein Konzept entwickelt, wie man durch Spiele besser lernen kann. Besonderen Wert wird auf emotionales Lernen und Empathie gelegt. Die dazu eigens entwickelten Spiele können in Schulen oder beim Coaching hilfreich eingesetzt werden. In Mexiko ist es gelungen, daraus ein erfolgreiches Startup zu etablieren. Sie stellen ihr Label „Puercomonte“ mit den „cultural awareness games“ vor. Jetzt suchen sie Verlage, die sie unterstützen, ihre Idee in Deutschland und Europa bekannt zu machen.

Spieleautor Reiner Knizia zu Gast bei Schmidt Spiele in Halle 10.1. Foto: © Peter Budig

Reiner Knizia, Spieleautor aus dem Vereinigten Königreich

Reiner Knizia ist der Star der Brettspielszene, niemand hat so viele Spiele erfunden wie er (Wikipedia: „Von seinen über 700 Spielen wurden bisher mehr als 20 Millionen Exemplare verkauft“). Er ist zu Gast auf der „RedNight“ am Stand von „Schmidt Spiele“ und freut sich, dass ihn viele Brettspielefans erkennen und das Gespräch suchen. Knizia hat den Titel Mille Fiori für Schmidt Spiele erdacht, 2023 kam die Erweiterung, „Mille Fiori – Die Meisterwerke“ hinzu. Die Story zum Spiel: Ziel bei „Mille Fiori – Die Meisterwerke“ ist es, die streng gehütete Kunst der Glasherstellung zu perfektionieren, um möglichst viele Meisterwerke kreieren zu können. 

Franka Meusel von Meeplebox Events trifft in Nürnberg Kunden für die sie Spieleevents organisiert. Foto: © Peter Budig

Franka Meusel, Geschäftsführerin einer Eventagentur aus Pirna bei Dresden

Franka Meusel ist die Geschäftsführerin von „Meeplebox Events“, sie organisiert Events auf Messen und besonders Spieleveranstaltungen. Ihr Fachbegriff lautet „verlagsgemischt Spiele ausleihen“; auf ihrer Visitenkarte zitiert sie ein Feedback: „Kann den ganzen Tag so weitergehen“. Auf dieser Spielwarenmesse hatte sie keinen Auftrag, sondern kam, um zu beobachten und ihr Netzwerk auszubauen oder zu verfestigen. „Die wichtigsten Akquisegespräche führe ich im SpieleCafé“, sagt sie.

Peter Lau ist mit seiner Lebensgefährtin Michito nach Nürnberg gekommen. Foto: © Peter Budig

Peter Lau, Onlinehändler aus Hongkong

Sie sind wieder da, die Geschäftsleute aus Hongkong. Peter Lau verkauft über diverse Onlineshops hochwertige Spielwaren, Bücher und Brettspiele. Er ist Stammgast auf der Spielwarenmesse. In diesem Jahr legen er und seine Lebensgefährtin ihr Augenmerk auf Puzzles mit europäischen und US-amerikanischen Motiven, die gerade sehr gefragt sind.

Statt Händlerschulungen zu organisieren, betreibt Volker Schäfer nun das Geschäft Allerlei Spielerei im idee+spiel Eventhaus in Hannover. Foto: © Peter Budig

Volker Schäfer, Spielwarenhändler aus Hannover

 „Allerlei Spielerei“ heißt das Spielwarengeschäft von Volker Schäfer in Hannover. Seine Lebensgeschichte bezeugt, wie so oft bei diesen Gesprächen auf der Messe, dass Erfolg in der Spielwarenbranche fast zwingend mit einer persönlichen Leidenschaft für das Produkt einhergeht. Schäfer hat – übrigens gemeinsam mit Franka Meusel – am Felsenweg Institut Dresden an einem familienorientierten Spieleprojekt gearbeitet. Er war im Marketing und in Redaktionen für Verlage tätig und hat Händlerschulungen organisiert. Doch der Wunsch, ein eigenes Spielwarengeschäft zu besitzen, blieb. So griff er zu, als er von Heinz Lehmann, einer Legende unter den Spielwarenverkäufern erfuhr, dass dieser sich vom Ladengeschäft zurückziehen wollte. Seitdem führen beide „eine Art Ehe auf geschäftlicher Basis“: Lehmann organisiert Spielevents im Spielwarengeschäft Schäfers, wo es vor allem Brettspiele, Kartenspiele und Puzzles gibt. „Der Messebesuch ist für mich als spieleverrückten Menschen ein Eldorado. Hier finde ich Dinge zur Ergänzung meines Angebots, die ich nicht googlen kann, weil ich vorher nicht um sie wusste.“

Sophie Schädler und Ulrich Schädler sind voller Freude von der Schweiz nach Nürnberg gefahren. Foto: © Peter Budig

Sophie Schädler, Grundschullehrerin aus der Schweiz

Sophie Schädler hat als Grundschullehrerin einen eigenen Blick auf die Spielewelt: „Spiele im Unterricht zu verwenden, um das Lernen zu erleichtern und zu vertiefen, ist seit Jahren in Mode. Leider sind viele der sogenannten „didaktischen Spiele“ von geringem Spielwert – sondern reines Lernen. Schüler durchschauen das sofort und diese Spiele haben einen schlechten Ruf. Das müsste aber nicht sein! Ich spiele richtige Spiele mit den Schülern, zum Beispiel „Mancala“, ein uraltes afrikanisches Brettspiel, dabei kann man viel Lernen mit Spaß. Beim richtigen Spielen lernt man immer. Das ist eine Frage der Emotionen.“ Mit diesem emotionalen Blick durchforstet sie die Neuheiten der Brettspielszene, trifft eine Auswahl und spielt sie mit ihrem Mann oder Kolleginnen durch, was für den Unterricht geeignet ist.

Harald Schrapers und Guido Heinecke im Presse-Center Ost der Spielwarenmesse. Foto: © Peter Budig

Spiel des Jahres Jury-Mitglieder Harald Schrapers aus Duisburg und Guido Heinecke aus Konstanz

Sie vertreten die Organisation, die nach ihrer Gründung 1978/79 der ganzen Branche einen enormen Aufschwung bescherte: Harald Schapers ist Vorsitzender der Jury „Spiel des Jahres“; Guido Heinecke Geschäftsführer des Vereines, der jährlich ein Familienbrettspiel, ein etwas komplexeres sogenanntes Kennerspiel und ein Kinderspiel des Jahres kürt, seit jeher mit einer unabhängigen Journalistenjury. „Als Journalisten sind wir natürlich in erster Linie den Spieleverlagen verbunden und wollen immer auf dem Stand der Dinge sein, alle Neuigkeiten einmal sehen, anfassen. Dazu kommt: Hier tagt die Spieleautorenzunft und neue Spieleerfinder stellen sich vor“, so Schapers. Und Heinecke ergänzt: „Auch die ‘SPIEL‘ in Essen gehört ja jetzt zur Spielwarenmesse eG, ich freue mich auf beide Events der Branche.“

Jens Junge im Kreis Studentinnen aus dem Studiengang „Strategie Design“ am Stand von Ravensburger. Foto: privat

Prof. Dr. Jens Junge aus Berlin 

Jens Junge leitet das „Institut für Ludologie“, im Grunde der praktische Teil seiner Professur für Wirtschaft (SRH Berlin University of Applied Sciences; School of Design and Communication). Er ist seit seiner Kindheit in Flensburg leidenschaftlich mit der Comic- und der Brettspielszene verbunden, ein kenntnisreicher Experte aus der Szene und ein wissenschaftlicher Denker. Junge erzählt begeistert von einer Begegnung, die so wohl nur auf der Spielwarenmesse möglich ist: „Am Stand des Spieleverlages ‚Ravensburger‘ sprach ich mit dem Leiter des Beteiligungsmanagements Thomas Bleyer. Zufällig stand Florian Baldenhofer aus Seattle neben uns. Er leitet ‚Ravensburger USA‘ und hat den schwäbischen Brettspielprofis die Disneylizenz für das Kartensammelspiel „Lorcana” verschafft. Beim Gespräch über dieses neue Kartenspiel konnte ich anregen, ob wir das nicht im Altenburger Residenzschloss im 100-jährigen Spielkartenmuseum der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Diese Idee wurde sehr positiv aufgenommen, die Planungen laufen.“ In der „Skatstadt“ Altenburg verantwortet Jens Junge den Aufbau und Betrieb einer Lehr- und Forschungssammlung für Brettspiele in Kooperation mit dem dortigen Spielkartenmuseum.

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