Spielwarenmesse 2024: Ich war dabei!

Teil 2

Die Spielwarenmesse-Besucherportraits geben einen kleinen Überblick mit welcher Motivation Menschen von nah und fern nach Nürnberg reisen. Teil 2 zeigt, wie "The Spirit of Play" alle verbindet.

Von Peter Budig

Jana Blauwitz aus Berlin ist Producerin einer Werbeagentur für Produktvideos. Foto: © Peter Budig

Jana Blauwitz

aus Berlin

Jana Blauwitz findet, dass „Spielwaren sich ideal für 3D-Produktvisualisierungen anbieten.“ Deshalb möchte die ehemalige Redakteurin für Kleinkindprodukte und jetzige Producerin beim Berliner 3D-Animationsstudio PRODUCT TALES auf der Spielwarenmesse beide Branchen zusammenbringen. „Unsere Arbeit passt ideal zu Spielwaren, weil die Produkte mit 3D-Videos auf lebendige Weise für Social Media, ECommerce und Messen präsentiert werden können.“ Auf der Messe knüpft sie Kontakte und freut sich über die vielen inspirierenden Produkte.

 

Irene und Hartono Karnadi haben wenig Zeit für Pausen, der Terminkalender für die Spielwarenmesse ist voll. Foto: © Peter Budig

Irene und Hartono Karnadi

aus Indonesien

Unternehmensgründer Hartono Karnadi hat sich auf den Verkauf und Vertrieb von Kinderspielzeug für kleine Kinder spezialisiert. Das Ehepaar lebt in Jakarta und betreibt Shops und einen Internethandel mit insgesamt 50 Mitarbeitern. Die Messe, für die sie jeweils einen Tag für An- und Abreise rechnen, ist für sie „der große Markt der Neuheiten und Attraktionen“ für ihre Produktgruppe. Und: „Wir kommen mit einem ganzen Terminbuch von Kontakten an, die wir hier wahrnehmen“, so Irene Karnadi.

Nürnberger Schausteller Raimund und Michael (li.) Krug. Foto: © Peter Budig

Raimund und Michael Krug

aus Nürnberg.

Vater und Sohn Krug gehören zu einer alteingesessenen Nürnberger Schaustellerfamilie. In Franken kennt man sie von den Nürnberger Volksfesten, wo sie eine Losbude und Süßigkeitenstände betreiben. „Was Loskäufer bei Gewinnen als attraktiv empfinden, das ändert sich schnell. Spielfilme, Serien, tiktok-Trends beeinflussen den Geschmack. Auf der Spielwarenmesse kann man diese Trends aufspüren, was die besten Plüschtiere, neues Spielzeug, Figuren … der kommenden Saison betrifft.“

 

Der Franzose Arnaud Perez sucht in Nürnberg Kontakte für den Vertrieb seiner Brettspiele. Foto: © Peter Budig

Arnaud Perez

aus Montreal, Kanada.

Arnaud Perez aus Frankreich ist studierter Elektroingenieur. Als solcher war er lange in der Automobilbranche für Peugeot tätig, unter anderen etwa acht Jahre in Shenzen, China. Dort entdeckte er seine Liebe für Spielwaren und arbeitete als Projektmanager für „Pure Arts“, einen exklusiven Hersteller von Actionfiguren. Außerdem besuchte er die Universität, um Chinesisch zu lernen. Über den Impuls, neue Themenfiguren zu entwickeln, entstand die Idee, das Action-Game Assassins Creed als Brettspiel herauszugeben. Das war der Gründungsmoment für seine Firma No Loading Games. Seitdem agiert er von Montreal/Kanada aus. „Die Spielwarenmesse ist mein Ort, um Brettspielautoren zu entdecken, Vertriebspartner in Europa für mein neues Brettspiel zu begeistern und neue potentielle Partner kennenzulernen“, sagt er.

 

Sieglinde und Heiner Wöhning sind mittlerweile an der Ostsee als Spielewelten-Gestalter tätig. Foto: © Peter Budig

Sieglinde und Heiner Wöhning

von Usedom, Ostsee

Sieglinde und Heiner Wöhning, seit 34 Jahren verheiratet, haben ihr berufliches Leben ganz dem Spiel gewidmet. Ursprünglich im pädagogischen Bereich ausgebildet, war Heiner u.a. auch Brettspielautor (für Ravensburger). Heute sind beide auf Usedom am Strand oder im Auftrag der drei Kaiserbäder Entwickler und Gestalter von kreativen Spielewelten für Gäste der Insel und Bewohner. Sie sind außerdem als Beraterteam tätig, die Schulen, Bibliotheken usw. um die aktuellen neuen Spiele nahezubringen. „Ich bin seit 1980 regelmäßig Gast der Spielwarenmesse, meine Frau seit 2009. Für uns ist die Kontaktpflege das wichtigste, erst dann kommen die Neuheiten.“

 

Sarah Ulrych knüpft in Nürnberg Kontakte für das soziale Zentrum Ludovico in Graz. Foto: © Peter Budig

Sarah Ulrych

aus Graz

Sarah Ulrych leitet das Team von Ludovico in Graz. Ludovico ist mehr als eine Ludothek mit Spieleverleih, Spieleabenden und Workshops – übrigens auch für Firmen. Denn der Verein, getragen von der Stadt Graz und dem Land Steiermark, ist ein echtes soziales Zentrum. Jährlich organisieren Sarah Ulrych und ihr Team zwei renommierte Festivals, eins für elektronische Spiele und eins für Brettspiele. „In Nürnberg besuchen wir Brettspielverlage, haben Termine mit Marketingvertretern, scannen die Neuheiten, treffen besondere Persönlichkeiten der Szene“, so Ulrych. „Heuer haben wir beispielsweise den mehrfach ausgezeichneten Autor Arno Steinwender getroffen, dessen Quizspiel ‚Smart 10‘ mittlerweile als Fernsehsendung in Österreich total erfolgreich ist. Der österreichische Familienbetrieb ‚Piatnik‘ feiert heuer 200. Geburtstag, ein Wiener Brettspielverlag in der sechsten Generation und auch hier statteten wir einen Besuch ab.“

 

Bianca Schulz (li.) und Melanie Morsbach betreiben das „Schaukelpferdchen“ in Hagen. Foto: © Peter Budig

Bianca Schulz und Melanie Morsbach

aus Hagen

Bianca Schulz und Melanie Morsbach, Mutter und Tochter, betreiben gemeinsam mit Senior Eckhard Schulz das Schaukelpferdchen in Hagen. „Der Papa passt während der Messe auf meine Tochter, 1 ½ Jahre alt, auf“, so Morsbach. „Wir scannen das gesamte Spiele und Spielzeug-Angebot für unser Geschäft; Brettspiele, Plüsch, Holzspielzeug, Bücher, Kinderbekleidung, Puppen, Artistik, Geschenk­ideen …“, erklärt Bianca Schulz. Kurz zuvor hat sie sich mit dem „Räuber Hotzenplotz“ („ein Held meiner Kindheit“) fotografieren lassen, der auf der Messe, neben anderen Figuren, verkleidet herumläuft.

 

Der Räuber Hotzenplotz feierte am 1. August 2023 das 60. Jubiläum seiner Buchpremiere. Foto: © Peter Budig

Räuber Hotzenplotz

aus dem Räuberwald

Alle Begegnungen auf der Spielwarenmesse 2024 waren gut, sehr gut. Doch hier und da sind auch skurrile Gestalten anzutreffen. Wie dieser Kinderbuchklassiker, der 1962 von Otfried Preußler erschienen ist. „Ich bin geläutert“, wiederholte dieser Räuber namens Hotzenplotz, ein ums andre Mal. „Ich stehle nicht mehr.“Und was ist sein Begehr? „Ich suche nach Gold und erstklassigen Schnupftabak“. Außerdem ergänzte er: Es sei schade, sehr schade, dass sein Gefährte Petrosilius Zwackelmann nicht mitgekommen sei nach Nürnberg. Wo hier alles so schön sei, und die Würste so lecker.

 

 

Über den Autor:

Peter Budig hat Evangelische Theologie, Geschichte und Politische Wissenschaften studiert. Er war als Journalist selbstständig, hat über zehn Jahre die Redaktion eines großen Anzeigenblattes in Nürnberg geleitet und war Redakteur der wunderbaren Nürnberger Abendzeitung. Seit 2014 ist er wieder selbstständig als Journalist, Buchautor und Texter. Storytelling ist in allen Belangen seine liebste Form.

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