Film ab! Kinoblockbuster 2024
Die kommenden Kinohits im Überblick
Eines der wohl turbulentesten Kinojahre liegt hinter uns. Den Anfang setzte im Mai der Streik der Drehbuchautoren, der erst am 27. September 2023 beendet wurde. Das große Warten auf viele heißersehnte Blockbuster begann. Für viele heißt es nun 2024: Film ab!
Als die Nanny zum Streik aufrief
Als Fran Drescher (SAG-AFTRA Vorsitzende, bekannt durch die Kultsitcom Die Nanny) alle Schauspielkolleginnen und Schauspielkollegen aufforderte, ihre Arbeit niederzulegen, stand Hollywood für ein halbes Jahr komplett still. Es ging um Verträge, die nicht ans Streaming-Zeitalter angepasst wurden und die klare Regelung der Nutzung von künstlicher Intelligenz. Neben dem Arbeitsverbot bei Studiofilmen mitzuwirken, waren auch Auftritte auf dem roten Teppich zur Promotion bereits abgedrehter Filme streng verboten.
So endete die Saison der roten Teppiche 2023 zwar durch die medienträchtige Pressetour von Barbie und Oppenheimer mit einem Knall, aber selbst der Cast von Oppenheimer musste den Kinosaal der letzten Premiere frühzeitig verlassen, als der Streik offiziell ausgerufen wurde.
Resultierend aus dem Streik wurde die Veröffentlichung vieler heißersehnter 2023 Blockbuster ins Jahr 2024 verschoben. Der mit Spannung erwartete zweite Teil von Denis Villeneuves Dune zum Beispiel hatte mit Timothée Chalamet, Austin Butler, Florence Pugh, Zendaya und vielen mehr zu viel Starpower, als dass man sich diese Premiere hätte entgehen lassen wollen. Somit startet das Sci-Fi Epos am 29.02.2024 endlich in den deutschen Kinos.
Rückkehr der Klassiker
Ob die großen Kinotitel immer noch die gleichen Massen wie einst anziehen, müssen sie 2024 beweisen. Viele Klassiker kommen mit neuen Teilen auf die Leinwand zurück. So schickt das Herr der Ringe-Franchise mit The Lord of the Rings: The War of the Rohirrim (deutscher Kinostart: 13.12.2024) einen Anime-Prequel-Film ins Rennen.
Mit Godzilla X Kong: The New Empire treffen ab dem 12.04.2024 zwei der bekanntesten Monster der Filmgeschichte zum zweiten Mal (zumindest auf amerikanischem Boden) aufeinander. Der Film ist der 5. Teil des von Legendary Entertainment erschaffenen und von Warner Bros. koproduzierten Monsterverse, welches mit diversen Lizenzrechten der japanischen Produktionsfirma Toho Co., Ltd. schon seit 2014 versucht, die japanischen Kultmonster aus den 60ern mit größerem Hollywood-Budget dem internationalen Kinopublikum nahe zu bringen.
An seine eigenen Erfolge aus den 80ern möchte der legendäre Action-Regisseur George Miller mit Furiosa: A Mad Max Saga (Kinostart 24.05.2024), dem vierten Teil seiner Mad-Max-Reihe, anknüpfen. Nachdem ihm das Revival der Filmreihe 2015 mit dem spektakulären Fury Road bereits einmal geglückt ist, schickt er diesmal Schauspielerin Anya Taylor-Joy als Furiosa in die gnadenlose post-apokalyptische Wüstenlandschaft.
Es müssen allerdings keine 40 Jahre vergangen sein, sondern manchmal reichen schon genau 20 Jahre, um einen modernen Klassiker wieder auf die Leinwand zu bringen. Mean Girls packt erneut das legendäre Burn Book aus, um dem High-School-Komödien-Klassiker einen modernen Twist zu verpassen. Der am 19.04.2024 in die Kinos kommende Musical-Film basiert auf dem Broadwaymusical Mean Girls, welches wiederum auf dem gleichnamigen Film (ohne Musical-Einlagen) mit Lindsay Lohan und Rachel McAdams aus dem Jahre 2004 basiert. Für das Drehbuch ist, wie bereits für den Überraschungs-Erfolg des Originals sowie des Broadwaymusicals, die US-amerikanische Comedian Tina Fey verantwortlich.
Weitere Klassiker:
Gladiator 2, Ghostbusters, Planet der Affen, Alien, Beetlejuice
Lizenzen für Kinder, der Evergreen?
Seit nunmehr 14 Jahren lauern sie überall. Egal ob Kinoplakate, Brotdosen, Schulranzen bis hin zu T-Shirts. Seit der Veröffentlichung des ersten Teils Ich – einfach unverbesserlich zeigen sich Universals Minions als eine der stärksten Lizenzmarken der Welt. Nach weiteren Ich – einfach unverbesserlich-Teilen und zwei eigenen Minions-Filmen kommt ab dem 03.07.2024 Ich – Einfach unverbesserlich 4 in die Kinos, um den Status der niedlichen, kleinen gelben Wesen erneut zu zementieren.
Als Zielgruppe für Lizenzen kommen die kleineren Kinobesucher 2024 insgesamt voll auf ihre Kosten. Mit Disneys Musafa: The Lion King startet am 19.12.2024 der zweite Live-Action König der Löwen Film. Das Prequel fokussiert sich auf die Zeit, in der Mufasa mit seinem Bruder Scar um den Thron kämpfen muss und die Zuschauer lernen endlich die Hintergründe der langen Fehde kennen.
Auch kommt ein zweiter Teil des Disney-Erfolges Alles steht Kopf (Kinostart 14.06.2024) in die Kinos.
Seit Disney 2006 die Produktionsfirma Pixar Animation Studios, berühmt für Filme wie Toy Story und Findet Nemo, aufkaufte und diese offiziell zu Disney-Pixar wurde, konnten sie 12 weitere Oscargewinne (zu den bereits 6 Statuen vor der Übernahme) verzeichnen und sich damit fast konkurrenzlos auf dem Markt der Animationsfilme etablieren.
Aber die Animations-Konkurrenz schläft nicht. So veröffentlicht DreamWorks Animation acht Jahre nach dem letzten Teil Kung Fu Panda 4 (Kinostart 08.03.2024). Mit Synchronsprechern wie Jackie Chan, Jack Black und Dustin Hoffman steht in den USA einer Anknüpfung an die Erfolge der vorherigen Teile nichts im Weg.
Weitere Kinderfilme:
Garfield, Sonic the Hedgehog
Superhelden – Burnout?
Selbst James Gunn, unter anderem Regisseur von Marvels Guardians of the Galaxy spricht von einer „superhero fatigue“. Nach katastrophalen Zahlen und kritischen Stimmen zu fast allen Projekten der letzten MCU (Marvel Cinematic Universe) Phase zeichnet sich eine negative Tendenz beim Publikum ab. Haben die Zuschauer genug von der immer gleichen Erfolgsformel der meisten Superheldenfilme? 2024 wird ein wegweisendes Jahr für den Lizenzriesen Marvel werden.
Es starten insgesamt fünf Marvel-Projekte im Kino. Den Anfang macht Madame Web (Kinostart: 14.02.) mit Dakota Johnson in der titelgebenden Hauptrolle. Danach folgt als eine von nur zwei bereits etablierten und erfolgreichen Reihen Deadpool 3 (Kinostart: 26.07.). Am 30.08. schicken Marvel und Sony das erste Abenteuer von Kraven the Huner und am 04.09. das schon 2021 angeteaserte Reboot von Blade in die Kinos. Ab dem 08.11. schlüpft dann Tom Hardy wieder in die Rolle von Eddie Brock, um in Venom 3 endgültig im MCU anzukommen. Die Venom-Reihe wird (genau wie Kraven the Hunter) aufgrund der Lizenzlage zwar von Marvel Entertainment produziert, allerdings nicht von Marvel/Disney, sondern von Sony Pictures vertrieben.
Die Rettung der Superhelden?
Während als Hauptgründe für die Superhero-Fatigue wohl die endlos scheinende Menge an Content und die sich immer ähnlicher werdenden Bilder zu nennen sind, gibt es auch 2024 nennenswerte Ausnahmen in diesem Genre. So schlüpft Joaquin Phoenix in Joker: Folie à Deux ein zweites Mal in die Prestige-Rolle des Bösewichtes Joker. Schon der erste Teil überraschte als eine ernstzunehmende Charakterstudie und Auseinandersetzung mit dem Verständnis von toxischer Männlichkeit in der Gesellschaft. Statt auf typischen Antihelden-Pathos zu setzen, setzt man ihm nun Superstar-Chamäleon Lady Gaga gegenüber. Diese hat sich in der Vergangenheit nicht nur als eines der signifikantesten Phänomene der Musikgeschichte, sondern auch als ernstzunehmende Schauspielerin etabliert. Endgültig grenzt sich der Film dann durch das Genre Musical von seinen Superhelden-Kollegen ab.
Und auch der dritte Teil der Spiderverse-Reihe wird heiß erwartet. Die ersten zwei Teile des animierten Spiderman-Abenteuers rund um Miles Morales stießen auch beim von Superhelden-Filmen übersättigten Publikum auf Begeisterung. Mit viel Liebe für die Geschichte und Charaktere, aber vor allem mit unglaublich viel Liebe für das Handwerk der Animation in all seiner Diversität ist die Filmreihe ein Fest für Groß und Klein. So kamen die Schlagzeilen über zu knappe Deadlines und die schlechten Bedingungen, unter denen die verschiedenen Künstler arbeiten müssen, um den Kinostart 2024 zu sichern, um so überraschender.
CGI-Kunstschaffende fordern weiter mehr Anerkennung
Es brodelt gewaltig in der Welt der Computer Generated Imagery (CGI)-Künstler. Untragbare Konditionen und zu wenig Bezahlung sorgen schon länger für Streik-Gerüchte. Es bleibt also abzuwarten, ob das Kinojahr 2024 nach Plan laufen wird oder ob die nächsten Künstler im System der Lizenzblockbuster ihre Arbeit niederlegen, um gegen die Macht der großen Studios anzukämpfen. Denn eines hat der Streik des letzten Jahres bewiesen: Manchmal gewinnt auch David gegen Goliath. Und nirgends ist das wichtiger als in der Kunst.
Über den Autor
Johannes Holzer ist ein Filmliebhaber und arbeitet in der Marketingabteilung der Spielwarenmesse eG. Sein breites Interessensspektrum reicht von Hollywood- bis hin zu Indie-Filmen. Seit zwei Jahrzehnten beobachtet er die Entwicklungen der Filmszene genau.