20 Jahre KM1 Modellbau

Raffinierte Großspur-Modelle

Von Peter Pernsteiner

2003 begann Andreas Krug mit der Entwicklung von ersten raffinierten Technikdetails für Lokmodelle im Maßstab 1:32. Inzwischen ist sein Unternehmen KM1 Modellbau zu einem Vollsortimenter für Spur 1 erwachsen und auch das Portfolio für die Spurweite Null im Maßstab 1:45 entwickelt sich stark in diese Richtung.

In den Werkstatträumen einer kleinen ehemaligen Schreinerei nahe dem Bahnhof der Stadt Lauingen an der Donau begann im September 2003 die Geschichte von KM1 Modellbau e.K.. Andreas Krug startete dort einerseits mit der Verfeinerung von beispielsweise Märklin-Loks im Spur 1-Maßstab 1:32 und andererseits begann er auch mit der Entwicklung seines ersten eigenen Lokmodells. Die Schlepptender-Dampflok der Baureihe 41 kündigte er Anfang 2004 als Messing-Handarbeitsmodell an. Ausgeliefert wurden diese 74 Zentimeter langen und 7,5 Kilogramm schweren Loks bereits Ende 2004. Sie hatten schon damals einen verblüffend realistisch klingenden Sound und einen radsynchron arbeitenden rhythmischen Rauchentwickler für den Schornstein.

2004 hatte Andreas Krug unter anderem diverse Zurüstteile für Märklin-Loks (unten und Mitte) im Sortiment und oben präsentierte er ebenfalls auf einem Rollenprüfstand seine erste große Eigenentwicklung - eine Schlepptender-Dampflok der Baureihe 41. (Foto: Peter Pernsteiner)

2005 und 2009 folgten bereits weitere raffinierte Dampflokmodell-Technikinnovationen. 2010 zog das Unternehmen in neue wesentlich größere Räumlichkeiten um und begann auch mit dem Bau eines eigenen Gleissystems. In den letzten Jahren wurde das Firmenareal umfassend durch neue Gebäude erweitert, in denen nach wie vor beispielsweise Lasercut-Modelle und das Gleissystem sowie realistische Lok-Drehscheiben gefertigt werden. Heute ist KM1  Modellbau weltweit tätig und fertigt in sechs weiteren Produktionsstandorten in Fernost und Europa. Zudem ist der Firmeninhaber stolz darauf, dass viele seiner Produkte inzwischen von rund 300 Fachhändlern vertrieben werden und er mehr als 10.000 Direktkunden in 51 Ländern gewinnen konnte.

Musiker mit Modellbahn-Virus

Andreas Krug muss wohl schon sehr früh vom Modellbahn-Virus infiziert worden sein, kann sich daran aber natürlich nicht mehr wirklich erinnern: „Schon in meinem dritten Lebensjahr erhielt ich zu Weihnachten von meinem Vater eine Lok von Fischertechnik, die auf Fleischmann-H0-Gleisen fahren konnte. Bald darauf bekam ich dann tatsächlich eine erste H0-Eisenbahnanlage, an der ich auch als Jugendlicher noch intensiv bastelte.“ Allerdings spielte auch ein anderes Hobby für seinen heutigen Beruf eine ganz entscheidende Rolle: „Schon als Kind lernte ich verschiedene Instrumente. Nach dem Abitur habe ich dann Bratsche, Geige, Orgel und Klavier studiert.“ Parallel zu seinen praktischen Musikerfahrungen richtete er sich bereits als Schüler ein Tonstudio ein, das er seit Mitte der 1990er-Jahre kommerziell betrieb.

Ende 2004 lieferte KM1 die ersten Exemplare der 7,5 Kilogramm schweren und 74 cm langen Messing-Handarbeitslok der Baureihe 41. (Foto: Peter Pernsteiner)

Die Modellbahnwelt im Maßstab 1:32 faszinierte Andreas Krug erstmals in den späten 1990er-Jahren – zunächst aber nur hobbymäßig. Als die Firma ESU auf der Spielwarenmesse 1999 den ersten LokSound-Digitaldecoder vorstellte, merkte Krug schnell, dass ihm hier seine Tonstudio-Erfahrungen nützlich werden könnten. 2002 durfte er dann erstmals in seinem Tonstudio Echtsound-Lokomotivgeräusche für ESU abmischen. Die Sounds allein waren für ihn persönlich aber noch zu wenig Realitätsnähe, erinnert er sich sehr gut: „Dampf- und Dieselloks hatten damals nur eine Rauchkapsel und konnten lediglich sehr eintönig gleichmäßig paffen. Aus diesem Wunsch heraus entwickelte ich ab März 2003 meinen ersten rhythmisch getakteten Rauchentwickler mit elektronisch steuerbarem Miniatur-Gebläse. Dieses Projekt war gleichzeitig quasi der Start eines eigenen Unternehmens zur Entwicklung und Vermarktung von realitätsnahen Lokomotiv-Modellen.“

Offizieller Start im Oktober 2003

Unterstützt wurde dieser Entschluss bereits von Anfang an von Carmen Krug, der Ehefrau des Firmengründers. Sie ist noch heute in der Buchhaltung des Unternehmens aktiv und ist gleichzeitig Inhaberin des heutigen Event-Areals „E-Park“ in Lauingen. Die Registereintragung von KM1 Modellbau erfolgte im Oktober 2003 und in dieser Zeit vertiefte Krug auch seine Kontakte mit Fernost-Herstellern von Messing-Handarbeitsmodellen. Auf dieser Basis folgte dann sein Entschluss, Anfang 2004 mit Dampfloks der Baureihe 41 sein erstes Modellprojekt anzukündigen – in neun verschiedenen Varianten und gleich von Anfang an mit dem rhythmischem Rauchentwickler. Ein erstes funktionstüchtiges Handmuster der Lok konnte er bereits im Sommer 2004 präsentieren und die Auslieferung startete bereits Ende 2004.

Blick in die Produktionsräume von KM1, in denen unter anderem per Laser-Cut Gleisschwellen, Drehscheiben und Gebäusemodelle gefertigt werden. (Foto: Peter Pernsteiner)

„Die Resonanz auf das Handmuster der Baureihe 41 war so groß, dass ich mich ermuntert fühlte, weitere Loks und natürlich auch Waggons zu entwickeln und zudem den Entschluss fasste, 2005 erstmals mit einem eigenen Stand auf die Spielwarenmesse zu gehen“, erinnert sich Krug noch sehr gut. Im Sommer 2005 präsentierte er als weitere Weltneuheit die erste elektrische Spur 1-Lok bei der es unabhängig vom Schlot auch aus den Zylindern dampft. Zur Spielwarenmesse 2009 stellte das Unternehmen dann die erste elektrisch betriebene Dampflok mit funktionstüchtiger Nachbildung einer Dampfpfeife vor.

Im Jahr 2010 begann KM1 mit einem wesentlichen Schritt in Richtung Vollsortimenter für die Spur 1. Er stellte ein fein detailliertes Gleissystem mit echten Holzschwellen vor. Die Schwellen werden seither mit maßstäblicher Holzmaserung per Lasergravur in Lauingen gefertigt und die Schienenprofile werden in Walztechnik aus vernickeltem Neusilber ebenfalls in Deutschland hergestellt. Im Sommer 2012 folgte die Auslieferung der ersten Lok-Drehscheiben und bald darauf wurden auch die ersten Weichen und Signale ausgeliefert. Parallel dazu stellte das Unternehmen eine Digitalzentrale mit Hochleistungs-Stromausgang vor.

Inzwischen hat KM1 fast 60 Lokomotiv-Baureihen in zusammen mehr als 500 verschiedenen Varianten erfolgreich an seine Kunden ausgeliefert. Hinzu kommen dutzende Waggons der unterschiedlichsten Wagengattungen. In Spur 0 (Maßstab 1:45) hat KM1 sein erstes Modell im Jahr 2020 angekündigt und 2022 ausgeliefert. Auch hier folgen sukzessiv zahlreiche weitere Loks und Waggons sowie diverses Zubehör. Außerdem hat das Unternehmen erstmals im Jahr 2023 eine Schmalspur-Lok im Maßstab 1:22,5 produziert und ausgeliefert (Spur 2m) und zum Sortiment gehören auch einige Lokmodelle mit Echtdampf-Antrieb.

Neue Räumlichkeiten

Im E-Park Lauingen gab es am Jubiläumswochenende unter anderem kostenlose Rundfahrten mit dieser 99 Jahre alte Dampfmaschine. (Foto: Peter Pernsteiner)

Durch die Erweiterung der Geschäftsaktivitäten wurde es bald sehr eng in der ehemaligen Schreinerwerkstatt. So fassten Andreas Krug und seine Frau bereits 2007 den Entschluss, sich entsprechend umzusehen. Zufällig stand in unmittelbarer Nachbarschaft das alte E-Werk-Gebäude der ehemaligen Stadtwerke Lauingen leer. Die Stadt Lauingen suchte einen Investor, der das Ensemble nebst historischer Stromerzeuger-Maschinenhalle von 1914 erhalten möchte und sich auch um den Erhalt des auf dem Firmenareal stehenden 48 Meter hohen historischen Wasserturms kümmert. „2009 einigten wir uns mit dem Stadtrat von Lauingen über ein entsprechendes Konzept und begannen mit umfassenden Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten“, blickt Carmen Krug zurück und resümiert erleichtert „2010 ermöglichten erste Umbaumaßnahmen immerhin schon mal den Firmenumzug, aber so richtig Platz für eine 80 Quadratmeter große Schauanlage, Vitrinen, kleinere Seminarräume und für ein gemütliches Bistro-Café mit Panorama-Dachterrasse war dann erst im Jahr 2012.“

Die Baureihe 59 mit mächtigen sechsachsigem Triebwerk ist das neueste jetzt in Auslieferung gehende Modell von KM1. (Foto: Peter Pernsteiner)

In den darauffolgenden Jahren wurden die Räumlichkeiten von KM1 umfassend durch Neubaugebäude erweitert. Herzstück ist hier eine Eventhalle des E-Park Lauingen mit 400 Quadratmetern, die seit 2018 unter anderem für die KM1-Hausmesse dient, aber auch für ganz andere Nicht-Modellbahn-Veranstaltungen zur Verfügung steht. Während den KM1-Hausmesse-Terminen sind in der Regel auch zahlreiche Fremdfirmen als Aussteller zu Gast. Die historischen Räumlichkeiten des Firmenareals wurden zum Museum „EXPOneum“ umgestaltet, in dem die Zusammenhänge von der Entdeckung der Dampfkraft bis hin zur Eisenbahn hautnah veranschaulicht werden. Als Exponate gibt es dort beispielsweise große Dampfmaschinen und auch einige Schauanlagen im Maßstab 1:32. Ergänzt wird das EXPOneum vom E-Park rund um den historischen Wasserturm, um dessen Gestaltung und Erhalt sich ebenfalls Carmen Krug intensiv bemüht. In diesem E-Park sind beispielsweise mit nicht weniger als 1200 Meter Gleise der Spurweiten 5-1/4 und 7-1/2 Zoll verlegt, auf denen mehrmals im Jahr Rundfahrten mit großen Echtdampf-Parkbahnen zum mitfahren stattfinden.

20 Jahre KM1 Modellbau

Dieses Handmuster der Baureihe 50 ÜK ist erst unmittelbar vor der Jubiläumsfeier in Lauingen eingetroffen und konnte dort bereits eine Probefahrt absolvieren. (Foto: Peter Pernsteiner)

Am 21. und 22. Oktober 2023 wurde das 20-jährige Firmenjubiläum in ganz großem Rahmen mit vielen Kunden aus Nah und Fern gefeiert. An beiden Tagen gab es jeweils dreimal eine einstündige Betriebsführung. Im KM1-Shop konnten sich Modellbahnfans mit Zubehör und so manchem Schnäppchen eindecken. Bei Vorführungen wurden unter anderem die Möglichkeiten der aktuellen Modellbahn-Digitaltechnik anschaulich erklärt. Modell-Highlight war die wenige Tage zuvor eingetroffenen Serienmodelle der Dampflok der Baureihe 59 mit ihrem gewaltigen F-Kuppler-Fahrwerk mit sechs gekuppelten Treibachsen. Ebenfalls auf großes Interesse stieß unter anderem das erstmals präsentierte Handmuster einer Güterzug-Dampflok der Baureihe 50 in einer Variante mit seinerzeitigem Ersatzkessel (ÜK-Kessel). Zudem gab es einen Einblick in die Konstruktion und den Formenbau von KM1 und das EXPOneum war natürlich ebenfalls an beiden Tagen offen. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch ein Live-Videointerview zwischen dem bekannten Eisenbahnromantik-Fernsehmoderator Hagen von Ortloff und Andreas Krug.

Mehr Impressionen vom Jubiläum bei KM1 Modellbau gibt es auf dem YouTube-Kanal von Peter Pernsteiner unter dem Suchbegriff „20 Jahre KM1“

Über den Autor

Peter Pernsteiner entdeckte mitten im Elektrotechnik Studium seine Liebe zum Technik-Journalismus und landete bald danach in der Redaktion einer großen ITK-Fachzeitschrift. Seit 1994 schreibt er als freier Journalist insbesondere über Technik-Themen – unter anderem für Magazine im Bereich Modelleisenbahn. 2016 startete er zudem einen YouTube-Kanal für Technikreportagen, der inzwischen weltweit Beachtung findet.

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