Das Funko-Fandom: Kingdom of Kidults

Willkommen im Eldorado für Pop-Enthusiasten

Harry Potter, der berühmteste Zauberlehrling der Welt als Funko Pop! Figur
Harry Potter, der berühmteste Zauberlehrling der Welt als Funko Pop! Figur

von Sibylle Dorndorf 

Wen hätten Sie denn gern? Yoda, Elvis, Thor, Alice im Wunderland oder Harry Potter? Kein Problem: Funko hat sie alle im Sortiment – als Sammelfigur im japanischen Chibi-Style.

Die Puppen mit quadratischem Kopf, großen schwarzen Knopfaugen und einem unverhältnismäßig kleinen Körper sind seit 2010 auf dem Markt. Neben Superhelden und Schurken gibt es auch Prinz Harry oder George Washington. Funko lässt mit den Funko Pops! kein Genre aus. In der offiziellen Funko-App sind derzeit über 10.000 unterschiedliche Pop-Figuren zu finden. Mit Unternehmen wie Warner Bros, Disney und Marvel Entertainment hat der Spielfigurenhersteller dafür inzwischen über 1.000 Lizenzverträge abgeschlossen und ist immer auf der Suche nach neuen, heißen Themen. 

Die Geschichte von Funko 

Gestatten Freddy Funko, Maskottchen und Master of Merchandising bei Funko

Die kleinen Figuren mit den übergroßen Köpfen sind für Popkultur-Fans auf der ganzen Welt zu Objekten der Begierde geworden und begründen damit die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, die 1998 quasi im Wohnzimmer des Spielzeugsammlers Mike Becker begann. Becker konzentrierte sich auf die Herstellung von Wacky Wobblers-Figuren, Ihr charakteristisches Merkmal war das Kopfnicken. Der Durchbruch gelang ihm damit nicht. So war es ein Glücksfall, dass im Jahr 2005 Brian Mariotti Beckers Unternehmen kaufte. Mariotti erkannte das ungehobene Potenzial und baute das Lizenzgeschäft kontinuierlich aus. Eine kluge und weitsichtige Entscheidung, dennoch dauerte es noch bis zum Jahr 2010 – dann aber ging die Post ab: Die Funko Pops! kamen auf den Markt. Ihr typisches Merkmal: Überdimensionale Köpfe. Und das Geniale daran: Ihren Vorbildern – Berühmtheiten, Sportlern, Promis und Ikonen der Popkultur –  sind sie wie aus dem Gesicht geschnitten. 

Funko Pops! treffen den Nerv – und den Nerd 

Geeks und Nerds jeden Alters sammeln gerne und was ist interessanter als eine Sammlung, die sich auf ein einzelnes Franchise konzentriert? Funko Pops! sind das perfekte Gefäß für diese Art von Geekery. Aber was ist nun das Besondere an diesen kleinen Figuren, dass Menschen auf der ganzen Welt schier den Verstand verlieren? Spielzeugfiguren an sich sind ja nicht neu. Es gibt sie schon fast so lange wie das Merchandising selbst. Eine eher bodenständige Theorie lautet: Funko Pops! sind beliebt, weil sie erschwinglich sind, einen gewissen Nostalgieeffekt aufweisen, qualitativ hochwertig sind und – und damit wären wir beim vielleicht wichtigsten Aspekt: Es gibt garantiert einen Funko Pop! für jeden.

Hat man einen, will man alle 

Vielleicht haben die unverwechselbaren Vinyl-Figuren deshalb in so kurzer Zeit eine so enthusiastische Community aufgebaut? Würde man Psychologen zu diesem Hype befragen, so kämen wahrscheinlich auch soziale und soziokulturelle Aspekte dazu: Ist man mal angefixt und hat Kontakt zur Funko Pop!-Community, erweitert sich der Bekanntenkreis explosionsartig. Dazu kommt das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, die eines eint: Die Leidenschaft für Reisen in die Vergangenheit, für Nostalgie, für ein bestimmtes Genre, für eine bekannte Persönlichkeit aus der Geschichte, für einen Kultfilm … 

Jagdfieber und Sammelleidenschaft

Und überhaupt ist es einfach angesagt, ein Sammler von ungewöhnlichen Dingen zu sein. Lassen wir Briefmarken mal außen vor. Autos, Schallplatten, Sneakers, Streetart … die Exklusivität und Seltenheit einzelner Objekte macht das Sammeln zu einem besonderen und spannenden Erlebnis. Mit dieser Erkenntnis arbeitet auch Funko. Immer wieder werden streng limitierte oder exklusive Funko Pops! Figuren aufgelegt. Diese steigen mit der Zeit im Wert. Und der kann je nach Figur schon mal bei mehreren tausend Euro liegen. 

Der Umsatz geht durch die Decke 

Stefan Bühler ist seit 2021 Business Development Manager GSA bei Funko

Nicht nur die Funko Pops! haben dem US-amerikanischen Spielzeughersteller ein zweistelliges Wachstum beschert. Während die Spielwarenbranche in Deutschland 2023 einen Umsatzrückgang von 4 Prozent verzeichnet, ist Funko mit 66 Prozent gewachsen und hat sich unter den Top 35-Herstellern in der DACH-Region etabliert. Dazu Stefan Bühler, Business Development Manager GSA bei Funko: „ Wir hatten in der Tat im vergangenen Jahr das Glück, ein solides und beständiges Wachstum über mehrere Produktlinien hinweg zu verzeichnen. Obwohl sie erst im letzten Jahr gelauncht wurden, haben sich nun auch die Bitty Pops! zu einer unserer erfolgreichsten und beliebtesten Produktlinien im gesamten Funko-Portfolio entwickelt. Darüber hinaus haben wir unseren ersten Shop in Shop mit deutschen Kunden ins Leben gerufen, was unseren Abverkauf nochmals deutlich pusht.“ 

Wie bitte? Bitty Pops!? 

Nur 2,2 Zentimeter hoch und schon mega-erfolgreich: die Bitty Pops!

Was im Großen funktioniert, läuft auch im kleinen Format – Funko tritt den Beweis für diese These an: Die Bitty Pops! Sammelfiguren wurden 2023 eingeführt und werden ähnlich wie die Funko Pops! ständig durch neue Lizenzen befeuert. Die Bitty Pops! adressieren jüngere Zielgruppen, sie sind mit nur 2,2 Zentimetern Größe die bisher kleinsten von Funko. Es gibt sie einzeln als Überraschungsartikel oder im Vierer-Pack. Eine gelungene Verjüngung nach unten. Die Käufer: Kidults von morgen. „Wir sind zuversichtlich, dass der Sammel-Trend auch in Zukunft anhalten wird. Mit den Bitty Pops! können Kids eine erste Sammelleidenschaft entwickeln. Dazu kommt: Viele der erwachsenen Fans lieben es, einige ihrer Lieblings-Pops und -Charaktere auch im Bitty Pop-Format zu sammeln“, weiß Stefan Bühler. Funko wird also weiterhin Linien auflegen, die Sammelcharakter haben? „Ich kann zwar noch nicht verraten, welche spezifischen Produktlinien Funko demnächst auf den Markt bringen wird, aber ich kann sagen, dass Funko immer neue Wege findet, wie Menschen ihre Fanliebe ausleben können.“ Eine Ansage mit Aussichten. 

Loungefly Pets: Denn das letzte Kind trägt Fell 

Loungefly Pets: Der ultimative Look für Fans und ihre Fellnasen

Freuen dürfen sich auch Hunde. Und zwar über die Funko-Marke Loungefly Pets. Mit dieser neuen Produktlinie gehen die geliebten Vierbeiner endlich mit Stil an der Leine. Auch mit Geschirren und Leckerli-Beuteln für die Fellnasen können zweibeinige Funko-Fans ihre Leidenschaft zum Ausdruck bringen. Dazu gibt es Mini-Rucksäcke, Crossbodies und Geldbörsen, alle mit einem unverwechselbaren Design à la Funko. Ein lukrativer Markt, der sich da auftut, denn rund jeder zehnte Deutsche ist auf den Hund gekommen. Stefan Bühler outet sich als Hundeversteher: „Wir haben diese Linie Ende letzten Jahres in den USA und in der EMEA-Region auf den Markt gebracht, und die Resonanz war unglaublich. Loungefly Pets ist ein cooler Teil der Funko-Familie. Wir geben der Sammelgemeinschaft die Möglichkeit, ihre Fanliebe mit ihren Haustieren zu teilen.“ 

Die Lizenz pusht den Erfolg

Der Erfolg über alle Produktlinien steht und fällt mit der Auswahl der passenden Lizenzen. „Funko ist weltweit dafür bekannt, eines der umfangreichsten Lizenzgeber-Portfolios aller Marken und Branchen zu haben. Wir arbeiten eng mit den weltbesten Content Creators zusammen“, so Stefan Bühler. Das generiere Wachstum in allen Märkten. „Wie die Daten von Circana zeigen haben wir bei Funko ein solides Wachstum über mehrere Regionen hinweg. So konnte sich Funko stärker als der Markt entwickeln, wobei das größte Wachstum in Deutschland und Italien zu verzeichnen ist.“ Es kann also noch spannend werden, nicht nur für Nerds, Geeks und Kids, sondern auch für all jene, die buchstäblich auf den Hund gekommen sind. 

Funko im Spielwarenmesse Podcast

Echte Kidults auf der Spielwarenmesse

Live-Gespräch mit Stefan Bühler, Felix Jaumann und Stefan Will

Im Gespräch über das Spielwarenmesse Special 2024„Life‘s a Playground® – Toys for Kidsters, Kidults & Co geht Stefan Bühler der Beliebtheit der Funko Pops! auf den Grund. Er verrät, welche Figur der aktuelle Bestseller ist und beschreibt den Entscheidungsprozess von der Lizenz zum fertigen Produkt. 

Zum Spielwarenmesse Podcast

Über die Autorin Sibylle Dorndorf

Sibylle Dorndorf schreibt seit fast 30 Jahren über die Spielwarenbranche, zuletzt war die Journalistin Chefredakteurin der TOYS-Magazinfamilie im Göller Verlag, Baden-Baden. Ihre Passion: Unternehmen, die sich neu erfinden, Marken, die sich glaubwürdig positionieren, Menschen, die etwas zu sagen haben und Produkte mit Zukunft.

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