Fernsteuerbare Technik-Spielsachen

Das ist 2024 angesagt

Von Peter Pernsteiner 


Ein Großteil der motorisierten Technikspielsachen ist inzwischen aus der Ferne bedienbar. In Halle 7A der Spielwarenmesse zeigten wieder viele Hersteller ihre faszinierenden RC-Modelle mit Funkfernsteuerung. Und auch in den anderen Messehallen gab es so manche neue Produkte, die bequem entweder konventionell oder per Smartphone steuerbar sind.

Funkhandregler für die Rennbahn

50 Kilogramm wiegt das Rollkoffer-Startset Mix `n Race Luxary Edition von Carrera. (Foto: Pernsteiner)

Sogar die seit über 60 Jahren sehr beliebte Slotcar-Rennbahn von Carrera Toys setzt verstärkt auf die drahtlose Bedienung. Deshalb stattet das Unternehmen seine Digital-Startpackungen jetzt mit neuen Bluetooth-Funkhandreglern nebst passendem Adapter für die Controller-Einheit aus. Sie werden nicht mehr von einem Spezialakku versorgt, sondern über eine ganz normale AAA-Batterie, die sich einfach wechseln lässt. 

Auch bei den Fahrzeugen gibt es nette Neuheiten. So wurde neben internationalen, top-aktuellen Rennwagen ein VW Bus der Serie T2b als Krankenwagen mit Vorbild aus den 1970er-Jahren im Maßstab 1:32 vorgestellt. Er kann stilgerecht mit Blaulicht, Martinshorn und realistischem Motorsound flitzen. Als Slotcar-Highlight kommt ein gigantisches Startset für Carrera 124 als 50 Kilogramm schwerer Rollkoffer. Er enthält Bahnelemente für eine bis zu vierspurige Rennstrecke mit einem Flächenbedarf von 7,7 x 3 Metern sowie vier Funkhandregler. Die vier dazugehörigen Rennwagen im Maßstab 1:24 kann der Kunde individuell aus dem gesamten lieferbaren Fahrzeugsortiment auswählen.

Im Videointerview mit Andreas Weiß sind die Slotcar-Neuheiten von Carrera zu sehen.

Das Vorbild dieses Siku Control Traktors im Maßstab 1:32 wurde von Massey Ferguson erst im Herbst 2023 vorgestellt. (Foto: Pernsteiner)

Im Maßstab 1:24 oder noch kleiner waren auch einige klassische Fernsteuermodelle zu sehen. UDIRC Technology führte beispielsweise einen geländegängigen amerikanischen Pickup in 1:24 vor und kündigte im selben Maßstab einen Unimog mit Vorbild aus den 1970er Jahren an. Beide haben einen Allrad-Antrieb und für große Bodenfreiheit eine stark gefederte Einzelradaufhängung. Ebenfalls mit 2,4-GHz-Pistolengriff-Fernsteuerung bedient wird der Toyota 4Runner N60 mit Vorbild aus der Mitte der 1980er-Jahre. Das 20 cm lange Modell von Kyosho hat neu gestaltete Stoßdämpfer mit 360-Grad-Federaufnahmen. Maßstäblich 25 Prozent kleiner aber ebenfalls fast 20 cm lang ist das fein detaillierte Siku-Modell des topaktuellen Traktors 9S.425 der französischen Landmaschinenmarke Massey Ferguson. Er gilt mit seinem 6-Zylinder-Motor und 425 PS als eine der leistungsstärksten Landmaschinen seiner Klasse. Das Siku Control-Modell im Maßstab 1:32 soll im Herbst ausgeliefert werden und kann wahlweise über einen handlichen Bluetooth-Fernsteuersender oder über eine Smartphone-App bedient werden. RC-Modelle gibt es natürlich auch deutlich kleiner. So hat Carson auf der Spielwarenmesse drei Varianten des VW Käfer in 1:87 präsentiert – obwohl sie 5 cm kurz sind, lassen sie sich proportional lenken und fahren.

Klassische Maßstäbe

Handmuster der fernsteuerbaren Volvo-Sattelzugmaschine FH16 XL 750 4x2 von Tamiya. (Foto: Pernsteiner)

Die große Masse der in Nürnberg ausgestellten RC-Modelle haben Maßstäbe zwischen 1:8 und 1:16. Auch Tamiya zeigte zahlreiche neue Fahrzeuge. Nostalgie-Fans der 1960er-Jahre können sich etwa auf 1:10-Bausätze für den Opel Kadett GT/E Rallye, den Alfa Romeo Guilia Sprint GTA, den Fiat Abarth 1000 TCR oder den legendären Citroen DS freuen. Nachdem das Unternehmen vor ziemlich genau 50 Jahren erstmals ferngesteuerte Panzer präsentierte, war es nur eine Frage der Zeit bis in Halle 7A drei entsprechende Neuheiten in den Maßstäben 1:16 bzw. 1:14 vorgestellt wurden. Auf dem Messestand wurden aber auch ferngesteuerte Zivilfahrzeuge in Aktion vorgeführt, wie beispielsweise ein Handmuster der Sattelzugmaschine Volvo FH16 XL 750 4x2 im Maßstab 1:14. Der Bau dieses Modells ist für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht. Die Karosserie besteht aus ABS Kunststoff und einem Aluminium-Leiterrahmen. Die Achsaufhängung erfolgt über Blattfedern mit Reibungsdämpfern und für den Antrieb der Hinterachse kommt ein 3-Gang-Getriebe zum Einsatz. Zum Lieferumfang gehört sogar die Figur eines Fahrers, allerdings muss dieser ebenso wie die Karosserie selbst bemalt werden. Optional gibt es eine dazu passende Truck-Multifunktionseinheit mit Fahrregler, Motorsound-Elektronik und Vibrations-Einheit zur realistischen Nachbildung des Fahrbetriebs.

576 mm lang ist der bis 80 km/h schnelle Truggy im Maßstab 1:8. (Foto: Pernsteiner)

Natürlich gibt es auch rasend schnelle Modelle. HRC Distribution aus der Schweiz hat unter anderem einen neuen Hochgeschwindigkeits-Renn-Truggy präsentiert. Dieser entstand nach Vorbild des „Teken“ von Team Magic. Das 576 mm lange und 410 mm breite Modell im Maßstab 1:8 wiegt ohne Akku fast vier Kilogramm. Es hat einen auf 386 mm vergrößerten Radstand und ruht auf einer 3 mm dicken Grundplatte aus Aluminium nebst solider Chassis-Versteifung zur Hinterachse. Für ein individuelles Fahrverhalten sind unter anderem die Aluminium-Stoßdämpfer und der Spoiler sehr fein justierbar. Dank einer Front-Bodenfreiheit von bis zu 45 mm und der guten Federung ist das Modell bestens für Geländefahrten geeignet. Sowohl der 100-A-Fahrtregler als auch die Empfängerbox, der Metallgetriebe-Lenkservo und der bürstenlose 2500KV-Motor sind spritzwasserfest.  Nachdem der Teken bereits ab Werk bis zu 80 km/h schnell fahren kann, dürften damit auch größere Sprünge problemlos möglich sein. Die Karosserie aus robustem Lexan-Polycarbonat ist wahlweise in Mintgrün oder Orange lieferbar.

Bis zu 60 km/h schnell soll dieses geländegängige Motorrad im Maßstab 1:4 unterwegs sein. (Foto: Pernsteiner)

Fernsteuer-Fahrmodelle sind inzwischen selbst mit nur zwei Rädern recht flott und zuverlässig unterwegs. Bereits im Frühjahr will BSD Racing aus Chenzhen ein Enduro-Geländemotorrad im Maßstab 1:4 liefern. Die 53 cm lange und 28 cm hohe Rennmaschine soll dank bürstenlosem Hochleistungsmotor und 50-A-Fahrregler bis zu 60 km/h schnell fahren und ein integriertes Kreiselsystem dürfte dafür sorgen, dass das Modell auch bei langsamer Fahrt nicht umfällt. Zum Lieferumfang gehören ein Lithium-Polymer-Akku mit 3,2 Ah bei 7,4 Volt und eine 2,4-GHz-Pistolengriff-Fernsteuerung mit Drehregler.

Durchs Wasser und in die Luft

Das Tragflügel-Rennboot im Maßstab 1:14 soll bis 25 km/h schnell über dem Wasser gleiten. (Foto: Pernsteiner)

Ferngesteuerte Schiffe waren auch Messethema. Neben klassischen Segel- und Rennbooten zeigte Joysway Hobby International das 1:14-Modell des Elektro-Tragflügel-Rennboots Racebird nano. Wie sein großes Vorbild soll das 545 mm lange und 740 Gramm leichte Modell fast dem Wasser entfliegen und dabei immerhin eine Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h entwickeln. Angetrieben wird das RTR-Fertigmodell von einem wassergekühlten Getriebe-Motor, der über eine lange Welle mit dem Nylon-Propeller an der Heckflosse verbunden ist. Zum Lieferumfang gehört ein Litihium-Ionen-Akku mit 900 mAh bei 7,4 Volt, eine 2,4-GHz-Funkfernsteuerung in Pistolenform mit griffigem Lenk-Drehregler sowie ein Bootsständer, mit dem das Modell sicher auch in einer Vitrine eine gute Figur abgibt. Das Kunststoff-Gehäuse des Modells ist wahlweise in Weiß, Korallrot, Blau oder Grün erhältlich.

335 mm langer Helikopter mit Live-Videoübertragung zu einem Smartphone. (Foto: Pernsteiner)

Richtig in die Luft geht es mit dem DF-200XL Pro FPV von Drive & Fly Models. Der große Bruder des 240 mm langen Helikopter-Modells DF-100 FPV ist ebenfalls mit einer WiFi-FPV-Kamera ausgestattet. Dadurch lassen sich Live-Bilder vom Flug direkt auf das Smartphone übertragen. Das 335 mm lange und 220 Gramm leichte Modell hat einen 380 mm großem Doppelrotor und lässt sich durchaus von Anfängern beherrschen. Deshalb verfügt es über eine Start-/Landeautomatik und eine automatische Höhenstabilisierung. Die LED-Beleuchtung ermöglicht zudem stimmungsvolle Nachtflüge. Geflogen werden kann das Modell im Outdoor-Einsatz bei Windstille mit zwei Geschwindigkeitsstufen und der mitgelieferte 1200 mAh-Akku sorgt für bis zu 8 Minuten Flugzeit.

Hightech-Spielzeug mit 34 Servomotoren

Der 39 cm große Grimlock Robot hat für seine Verwandlung und Bewegungen 34 Servomotoren an Bord. (Foto: Pernsteiner)

Noch viel mehr Technik als ein Helikopter haben inzwischen einige Robotermodelle an Bord, die sich verwandeln können. Auch in diesem Jahr hat Robosen am Messestand für viele interessierte Blicke gesorgt. Während der „Optimus Prime“ als Highlight der Spielwarenmesse 2023 wie sein Kinofilm-Vorbild zwischen einem Laufroboter und einem Truck-LKW in Sekundenschnelle transformieren konnte, verwandelt sich das neueste Modell „Grimlock Robot“ von einem Dinosaurier in einen Roboter und zurück. Der Roboter ist 39 cm hoch und hört über ein eingebautes Mikrofon auf 42 unterschiedliche Sprachbefehle. Für die komplette Verwandlung des Hightech-Spielzeugs sorgen nicht weniger als 34 eingebaute Servomotoren in Kombination mit 85 Mikrochips. Darüber hinaus können die Bewegungsabläufe auch per Smartphone gesteuert werden oder lassen sich individuell programmieren. Zur Abrundung des Spiel-Spaß‘ enthält die Soundelektronik des Grimlock mehr als 150 Original-Soundtracks aus den spektakulären Transformers-Kinofilmen.

In einem Kurzvideo zeigt der Autor dieses Beitrags, wie flott sich Grimlock von Robosen in einen Roboter und zurück verwandelt.

Rennbahnspaß in 1:50 mit flacher Bahn und Künstlicher Intelligenz verspricht das von Sturmkind entwickelte Carrera Hybrid. (Foto: Pernsteiner)

Darüber hinaus findet jetzt immer mehr Künstliche Intelligenz in Spielsachen Verwendung. In Zusammenarbeit mit dem Startup-Unternehmen Sturmkind steigt Carrera Toys in dieses Gebiet ein. Hierzu wurde in Nürnberg das KI-Rennbahnsystem Carrera Hybrid vorgestellt. Die Rennwagen im Maßstab 1:50 fahren nicht mehr auf festen Slots, sondern vollkommen frei auf einer 25 cm breiten flachen Rennstrecke. In der Fahrbahn ist ein Muster eingebettet, das mit Hilfe eines optischen Sensors im Boden der 90 mm langen Rennwagen vom Typ Porsche 911 GT3 R erkannt wird. Damit wird sichergestellt, dass die Autos auf der Fahrbahn bleiben. Die Steuerung erfolgt via Bluetooth per Smartphone, das man wie ein Rennwagen-Lenkrad bewegt. Vor dem Rennen lassen sich verschiedenste Fahrzeugparameter wie Bremsanlage oder Getriebe konfigurieren. Die ausgeklügelte KI-Software sorgt dafür, dass sich die Autos realistisch bewegen und beispielsweise ihre Reifen-Charakteristik in Abhängigkeit von den vorherigen Fahraktionen angepasst wird. Für ein Mehrspieler-Rennerlebnis sollen bis zu 16 Fahrzeuge und Smartphones via WLAN miteinander kommunizieren. Die Autos können auf Wunsch sogar vollautomatisch wie von Zauberhand für einen Rennen an ihre Startpositionen fahren.

Videointerview mit Martin Müller von Sturmkind über das innovative Rennbahn-Hybrid-System. 

Über den Autor Peter Pernsteiner

Peter Pernsteiner entdeckte mitten im Elektrotechnik Studium seine Liebe zum Technik-Journalismus und landete bald danach in der Redaktion einer großen ITK-Fachzeitschrift. Seit 1994 schreibt er als freier Journalist insbesondere über Technik-Themen – unter anderem für Magazine im Bereich Modelleisenbahn. 2016 startete er zudem einen YouTube-Kanal für Technikreportagen, der inzwischen weltweit Beachtung findet.

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