Spiel des Jahres

Die Nominierten im Überblick

Von Peter Neugebauer

In den drei Kategorien „Spiel des Jahres“, „Kinderspiel des Jahres“ und „Kennerspiel des Jahres“ werden Hauptpreise vergeben. In allen Bereichen gibt es drei Nominierungen. Jeweils einer dieser Titel erhielt die Auszeichnung am 16. Juli 2023. Darüber hinaus nennt die Jury eine Handvoll Spiele, die von ihr empfohlen werden. Auf ein paar wenige dieser Empfehlungen werfen wir ein Augenmerk.

Spiel des Jahres – 3 Nominierungen

„Dorfromantik“ von Pegasus ist ein kooperatives Kampagnenspiel. In einer ersten Partie werden Plättchen zu Dörfern, Wäldern und Feldern durch Legeplättchen in verschiedenen Größen ausgelegt. Dazu werkelt die Gruppe an langen Flussläufen und Eisenbahnschienen. Aber schon bald kommen neue Aufgaben hinzu. Ein Schäfer will Schafe um sich scharen, ein Ballon möchte über der Landschaft schweben, uvm. Spielgeschehen und Auswertung erlangen zunehmend komplexere Dimension. Trotzdem, für Landschaftsbauer ein ideales Spielvergnügen.
– Ausgezeichnet als Spiel des Jahres 2023 –

Demgegenüber bleibt „Fun Facts“ von Repos, Vertrieb Asmodee in Regelwerk und Ablauf äußerst einfach. Alles dreht sich um Selbsteinschätzung. Auch hier wird kooperativ gespielt. Die Gruppe versucht zu einer Vorgabe eigene Einschätzungen einzuordnen. Stets wird nach einem Zahlenwert gefragt. Wieviel ist man bereit, für ein Abendessen im Sternerestaurant auszugeben? Die Antworten aller werden geheim in eine Rangfolge gebracht und dann überprüft, wie das Ranking aussieht. Gespräche über eigene und die Vorstellungen der anderen sind garantiert und das ist das eigentliche Spiel.

„Next Station London“ von HCM Kinzel gehört zu den zur Zeit beliebten „Roll & Write“-Spielen. Jeder zeichnet auf seinem London-Plan vier U-Bahn-Linien. Dabei gilt es viele Vorgaben zu berücksichtigen. Die Strecken dürfen sich nur an Bahnhöfen kreuzen, die Außenbezirke sollten angeschlossen werden, Haltepunkte bei Sehenswürdigkeiten müssen häufiger angeschlossen werden, uvm. Bei der Fülle an Vorgaben werden die Aufgaben unterschiedlich gelöst, mal besser, mal schlechter. Das wirklich gute Planungsspiel leidet etwas an den zum Teil zu kontrastarmen Plan-Vorlagen.

Von der Empfehlungsliste ist vor allem „Hitster“ von Jumbo zu erwähnen. Lieder aus den letzten 100 Jahren müssen erkannt und in eine zeitliche Folge gebracht werden. Da bleibt keiner am Tisch ruhig und Erinnerungen werden hervorgekramt. Allerdings, ohne eine Spotify-App geht gar nichts. Das Kartenspiel „Sea Salt & Paper“ von MM-Spiele, Vertrieb Huch! ist ein neuartiges Sammelspiel mit Interaktion und einer raffinierten Schlusskomponente, wenn die Spieler auf den eigenen Sieg wetten. Dazu überzeugt die Grafik mit ungewöhnlichen Origami-Motiven.

Kennerspiel des Jahres – 3 Nominierungen

„Challengers!“ von 1 More Time Games, Vertrieb Asmodee ist ein Turnierspiel. Stets treten zwei Spieler gegeneinander an und sammeln Erfolge bis es zu einem Endspiel der beiden besten Kontrahenten kommt. Da insgesamt vier Spielmatten beiliegen, können acht Gegner gleichzeitig auftrumpfen. Von Runde zu Runde wird die Kartenhand, quasi die eigene Mannschaft verbessert, um den zugelosten Gegner in den Griff zu bekommen. Aber auch der optimiert sein Blatt und kontert bisweilen überraschend. Es entsteht eine tolle Turnier-Atmosphäre.
– Ausgezeichnet als Kennerspiel des Jahres 2023 –

„Iki“ von Giant Roc verführt ins Japan der Edo-Zeit. Im Stadtviertel der Händler schlüpft jeder in die Rollen von Anbietern und Einkäufern. Das ergibt eine spannende Gemengelage, zum eigenen Vorteil aber auch zum Wohle der anderen. Beim Bewegungsmechanismus korrespondiert Laufweite mit Zugfolge. Das birgt Abwechslung. Und schließlich vernichten wiederkehrende Feuersbrünste Händlerläden. Dagegen kann sich jeder schützen oder auf günstiges Schicksal hoffen. Ein thematisch sehr stimmiges Spiel.

„Planet Unknown“ von Strohmann Games verführt in die Weiten des Weltalls. Jeder besiedelt einen eigenen Trabanten. Mit Legeplättchen wird gepuzzelt, um gute Konstellationen zu erreichen. Gleichzeitig wird durch Farbwahl Fortschritt in verschiedenen Kategorien generiert. Grüne Teilchen stehen beispielsweise für biologischen Aufbau. Vieles greift ineinander. Die üppige Ausstattung und Variationen garantieren immer wieder neues Ausprobieren.

Die beiden Empfehlungen sind ungewöhnlich. Beim Weltraumabenteuer „Council of Shadows” von Alea müssen die Kontrahenten ihre Aktionen mit Energieverbrauch und Punktfortschritt abstimmen. Auf zwei Laufleisten gilt es, Erfolgs-Punkte die eigene Energie einholen zu lassen. Das ist sehr ungewöhnlich und bedarf einiger Einübung. Im Monsterkampf „Mindbug“ von Nerdlab hauen sich die beiden Kontrahenten große und kleine, giftige wie mächtige Monster um die Ohren. Zweimal im lediglich zehn Runden-Fight, darf mit einem Mindbug die gegnerische Karte für sich in Anspruch genommen werden. Das gelingt nur mit richtigem Timing. Klasse.

Kinderspiel des Jahres – 3 Nominierungen

„Carla Caramel“ von Loki, Vertrieb Hutter-Trade ist eine Eisverkäuferin, die der wartenden Kinderschlange Schleckbällchen auf die Hörnchen zaubert. Gemeinsam füllen die Spieler die Eistüten nach den Wünschen der Kinder. Aber die Sonne wandert am Firmament, so dass alle schnell sein müssen, bevor die Eiskugeln schmelzen. Würfelgesteuert, mit kleineren taktischen Überlegungen reizt das Spiel durch die 3D-Aufmachung auch zum freien Spiel.

„Gigamon“ von Mirakulus ist die Suche nach Fabelwesen. In bewährter Memo-Manier werden Kärtchen gewendet und Pärchen versprechen Erfolg. Erstes Taktieren kommt ins Geschehen, denn jedes Gigamon hat so seine Eigenart. Da darf getauscht, kiebitzt oder gesichert werden, so dass der Run nach drei Erfolgen abwechslungsreich verläuft.

„Mysterium Kids“ von Libellud, Vertrieb Asmodee schafft es, mit neuem Element ein spannendes Spielerleben zu erzeugen. Mittels Tambourin müssen Geräusche gemacht werden, um eine Zielkarte in der Auslage zu identifizieren. Das Kratzen könnte auf die Katze, die ihre Krallen ausgefahren hat, verweisen. Rhythmisches Klopfen steht vielleicht für den regelmäßigen Ballwechsel bim Ping-Pong-Spiel, usw. Wer kreativ gestalten kann, hat klar Vorteile.
– Ausgezeichnet als Kinderspiel des Jahres 2023 –

Zwei Empfehlungen gefallen besonders: „Mein erstes Abenteuer“ von Board Game Box ist eine Buchreihe mit mittlerweile sieben Bänden. Immer schlüpft der Leser in eine Rolle, die er selbst bestimmen kann. Auch der Fortschritt der Geschichte wird stets neu beeinflusst, um ans Ziel zu gelangen. Die Abenteuergeschichten können immer wieder neu erlebt werden. „Rutsch & flutsch!“ von Game Factory verbindet geschicktes Schnipsen mit dem klassischen Memo-Spiel. Die Rutsche hinab muss die Schildkröte ins Ziel. Je besser das gelingt, um so mehr Tierplättchen darf der Spieler wenden, immer auf der Suche nach den richtigen Tieren auf seiner Vorlage. Das ist eine gelungene Mixtur zweier beliebter Spielelemente.

Über den Autor

Peter Neugebauer ist ein „Spielkind“ durch und durch. In früher Kindheit wurde er durch seine Eltern ans Brettspiel herangeführt. Spiele als Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk waren obligatorisch und stets gern gesehen. Er hörte auch während des Studiums oder während seiner Berufsjahre nicht auf zu spielen. Schon früh rezensierte er Neuheiten, zunächst in reinen Fachzeitschriften, dann auch in Tageszeitungen und seit fast 40 Jahren in Branchenmagazinen. Ohne Spielen geht’s bei ihm nicht.

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