Die Kunst der Einfachheit

Cuboro macht eine Urform aus Ton zum genialen Spielkonzept

Von Sibylle Dorndorf

Wer ein wirklich zeitloses Produkt kreieren will, muss sich auf das Wesentliche konzentrieren, das Einfache wollen. Der Architekt Ludwig Mies van der Rohe hat einmal gesagt: „Verwechseln Sie bitte nicht das Einfache mit dem Simplen! Das Einfache zu machen, ist eine Kunst, vielleicht eine große Kunst.“ Eine solche gelang Matthias Etter. In der Arbeit mit geistig und körperlich behinderten Kindern entwickelte der Schweizer in den 1970er Jahren Lernhilfen wie Puzzlespiele, einfache Musikinstrumente und dreidimensionale Tastobjekte. Daraus entstand die Urform von Cuboro. Etter, getrieben von einer genialen Idee, fertigte auf Basis einer Urform aus Ton erste Prototypen aus Tannenholz: Würfel mit Rinnen und Tunneln, die es zu verbinden galt. Die Erfolgskontrolle des Spielprinzips ist genial einfach: Rollen die Kugeln ungehindert durch das System, ist das Puzzle richtig zusammengesetzt. Läuft eine Kugel bis zum Ende, ist die Aufgabe erfüllt.

Ein Blick in die Cuboro-Produktion: Holz ist ein Multitalent. Holz schützt das Klima. Holz meistert die Urbanisierung. Holz gehört mit zu den genialsten Werkstoffen für Spielwaren

Die Grundidee des Cuboro Kugelbahnsystems war geboren. Und Matthias Etter experimentiert weiter, versucht sich an ersten Prototypen aus Holz, um eine noch ausgewogenere Mischung der verschiedenen Würfel zu finden. Ein Set mit 48 Elementen entsteht. 1985 wird die erste Kleinserie aus Buchenholz unter dem Namen „Konstrito“ aufgelegt und auf dem Weihnachtsmarkt in Bern verkauft. Das Kugelbahnsystem kommt an. Das klare Design, die Einfachheit der Holzelemente sowie die schier unendliche Kombinierbarkeit faszinieren Menschen egal welchen Alters. Das System passt sich dem Niveau des Spielers an. Lösungen gelingen durch logisches Denken, Ausprobieren, Experimentieren oder Ertasten.

Die Geburtsstunde von Cuboro

Das Jahr 1986 markiert die Geburtsstunde von Cuboro. Matthias Etter findet mit der Schreinerei Nyfeler Holzwaren AG einen Partner, der bis heute die Cuboro Elemente mit Know-how und Herzblut herstellt.

Im gleichen Jahr ist Cuboro zum ersten Mal auf der Schweizer Fachmesse Ornaris vertreten – ein spontaner und hochmotivierter Auftritt auf kleiner Ausstellungsfläche, der sich langfristig lohnt: Etter gewinnt für Cuboro den Panda-Katalog des WWF Schweiz als Kunden. Die hohe Wertigkeit und Nachhaltigkeit seines Produkts überzeugen.

In den folgenden Jahren entwickelt der Unternehmer das Cuboro System weiter. Die ersten, mit den Starter Sets kompatiblen Extra Sets erweitern die physikalischen und mathematischen Möglichkeiten und damit den Spielwert. Cuboro gewinnt an Bekanntheit, weit über die Grenzen der Schweiz hinaus. Das zeitlose Design des Produkts wird mehrfach mit internationalen Design- und Spielzeugpreisen ausgezeichnet. 1994 ist für Matthias Etter die Zeit reif, Cuboro einem internationalen Publikum auf der Spielwarenmesse in Nürnberg zu präsentieren. Auch dieser Schritt lohnt sich: Etter knüpft wertvolle Kontakte: Ein Kunde in Deutschland organisiert ein Waren- und Versandlager für den EU-Markt.

Die Cuboro AG wird gegründet

Manchmal braucht man erste Vorgaben, Ideen und Aufgaben, die die Fantasie inspirieren. Das Buch von Cuboro gibt Tipps, Tricks und spannende Baupläne zur Kugelbahn

Im Zuge dieser Expansion stellt sich Etter professioneller auf und erweitert behutsam seine Produktpalette. 1997 gründet er die Cuboro AG und entwickelt weitere Cuboro Extra Sets. Im Zuge dessen wird das erste Cuboro Buch veröffentlicht, ein umfangreiches Begleitwerk mit vielen Infos, Bauplänen, Quiz-Aufgaben und Wettbewerben rund um die Cuboro Kugelbahnen. Das Spielsystem wird zur Marke und entwickelt immer mehr Eigendynamik. Cuboro erobert neue Kontinente – und eine neue Dimension: Die erste Version des virtuellen Cuboro Webkit für das Spielen online entsteht. Zeitgleich wird in den USA eine Vertretung installiert. Die Internationalisierung schreitet voran: Zu Beginn des neuen Jahrtausends kommen die ersten Anfragen aus Südkorea und Japan. 2005 nimmt Cuboro als eines der „Best of Switzerland“-Produkte an der Weltausstellung Expo 05 in Aichi, Japan teil. Dieser Schritt erweist sich wenige Jahre später als richtungweisend: 2017 bescheinigt ein japanischer Neurowissenschaftler in einem Dokumentarfilm über den jüngsten Shogi-Schach-Profi, dass das Spielen mit Cuboro ein wichtiges Denktraining für Kinder ist.

Neue Produktlinien ergänzen das Programm

Das Cuboro-Verpackungskonzept beschränkt sich auf das Wesentliche und zeigt die geniale Schlichtheit des Produkts

Indes feilt Matthias Etter unbeirrt weiter an seinem Kugelbahnsystem und dessen Erweiterung in neue Zielgruppen. Mit dem «Cuboro cugolino» Set installiert er erstmals eine Produktlinie für kleinere Kinder. Parallel dazu werden die Cuboro Produkte und Verpackungen professionalisiert und überarbeitet. Unternehmensinterne Prozesse werden dem Wachstum unter Beibehaltung der Cuboro-Werte angepaßt. Die Produktion, die sich auch heute noch in der Schweiz befindet, wird unter den strengen Richtlinien der Nachhaltigkeit weiterentwickelt.

Mittlerweile hat das Cuboro System in zahlreichen Lehrplänen Einzug gehalten. Mit weiteren Büchern, Anleitungen für Teamworkshops und dem Lehrmittel „Cuboro kreativ denken“ baut Matthias Etter ab 2010 diese didaktische Ausrichtung weiter aus. Und erneut erweitert er seinen Zielgruppenradius: 2013 wird „Cuboro tricky ways“ veröffentlicht – ein auf dem Cuboro System basierendes, spannendes Familienstrategiespiel. Das Lehrmittel und das neue Brettspiel sind international erfolgreich. „Cuboro kreativ denken“ wird ins Englische und Russische übersetzt und ein offiziell anerkanntes Lehrmittel in Russland.

Neues Design und ein Generationenwechsel

Form follows function – dem Gestaltungsleitsatz aus Design und Architektur folgten viele Designergenerationen, auch Matthias Etter

Anfang des Jahres 2020 übergibt Matthias Etter die Geschäftsleitung an seinen Sohn Sebastian. Mit dem Generationenwechsel wird der Standort der Cuboro AG nach Bern verlegt. Viele neue Impulse und eine Konstante – selten gelingen Übergaben so reibungslos und zukunftsgerichtet, das bestätigt Sebastian Etter: „Ich hatte das große Glück mit Cuboro aufzuwachsen und habe hautnah miterlebt, wie aus Neugierde und Tüftlergeist eine Idee entsteht, die zu einem beliebten Produkt entwickelt werden kann. Schon als Kind habe ich in der Werkstatt meines Vaters geholfen. So ist die Faszination übergesprungen und meine Vision von Cuboro ist herangereift. Als ich den Betrieb schließlich übernahm war ich gut vorbereitet und fokussiert. Wir haben das Sortiment von Cuboro mit viel Respekt weiterentwickelt und ein neues, ansprechendes Design kreiert.“ Auch Sebastian Etter arbeitet stetig daran, das Cuboro Sortiment kundengerechter aufzubauen, gleichzeitig das zeitlose Kugelbahnsystem äußerlich attraktiv zu gestalten und seine USP beizubehalten – und er stellt sich proaktiv völlig neuen Herausforderungen. Sebastian Etter treibt die Digitalisierung sowie die Strukturierung der weltweiten Zusammenarbeit mit Händlerinnen und Händlern voran, entwickelt Cuboro weiter und lanciert 2020 ein umfassendes Redesign der Cuboro Produkte. Klar zu erkennen ist: Auch unter der neuen Führung steht die hochwertige Produktqualität im Mittelpunkt.

Es ist Zeit für Cuboro

Aus dem Hidden Champion von einst ist eine Marke geworden, die genau das verkörpert, was junge Eltern von heute und Erwachsene suchen: Wirklich nachhaltige Produkte und einen Gegenpol zur digitalen Welt. Letzteres wird durch das ausgeklügelte Spielprinzip garantiert. Die Kombination des naturbelassenen, langlebigen Materials mit der generationsübergreifenden Spielidee erfüllt die Prinzipien echter Nachhaltigkeit. „Nicht nur das Material hält ein Leben lang, sondern auch die Spielfreude mit Cuboro. Die vielen positiven Rückmeldungen aus der ganzen Welt zeigen, dass dieser Ansatz wichtiger ist denn je. Wir erhalten vor allem Feedback von Eltern, dass ihre Kinder dank Cuboro wieder fokussierter und konzentrierter sind und auch eine längere Zeit ‚analog‘ spielen können“, so Sebastian Etter. Und ergänzt: „Aber nicht nur Kinder, auch Erwachsene werden ihren Fähigkeiten entsprechend inspiriert und gefordert: Von einfachen Bahnverläufen an der Oberfläche bis hin zu komplexen Tunnelsystemen ist alles möglich.“

Die Grundidee aus den 1980er Jahren lebt mit der neuen Etter-Generation weiter: Sinnvolles und nachhaltiges Spielzeug, das Spaß macht, weltweit verbreiten und dabei dem Produktionsstandort und den hohen Qualitätsanforderungen treu bleiben. Dem hat sich Sebastian Etter verpflichtet: „Cuboro ist von Anbeginn an durchgängig ‚Swiss made‘. Das schätzen unsere Kundinnen und Kunden. Die hohe Schweizer Qualität und die damit verbundenen sozialen und ökologischen Standards von Cuboro verkörpern unsere Werte. Ihnen und dem Produktionsstandort Schweiz werden wir treu bleiben.“

5 gute Gründe für Cuboro:

  • Unendliche Kreativität: Das Kugelbahn­system besteht aus über 100 verschiedenen Cuboro Elementen mit unterschiedlichen Funktionen
  • Spielendes Lernen: Unendliche Kombi­nationen sichtbarer und unsichtbarer Kugelbahnen sind möglich
  • Swiss Made: Vom Holzwürfel bis zur Verpackung wird alles in der Schweiz designt und hergestellt
  • Lebenslanger Spielspaß: Cuboro inspiriert Klein und Gross und fordert Kinder und Erwachsene entsprechend ihren Fähig­keiten
  • Zeitloses Design: Cuboro hält ein Leben lang und fasziniert auch nächste Generationen

Über die Autorin:

Sibylle Dorndorf schreibt seit fast 30 Jahren über die Spielwarenbranche, zuletzt war die Fachjournalistin Chefredakteurin der TOYS-Magazinfamilie im Göller Verlag, Baden-Baden. Ihre Passion: Unternehmen, die sich neu erfinden, Marken, die sich glaubwürdig positionieren, Menschen, die etwas zu sagen haben und Produkte mit Zukunft.

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