Spiele: Das ist 2023 angesagt!

Von Peter Neugebauer 

Die Spielwarenmesse hat im Spielebereich für einen Schub von interessanten Neuheiten gesorgt, die ein Händler wohl schwerlich im Netz gefunden hätte. Es sind Anbieter von nah und fern, die für Innovationen in den Spieleschachteln sorgen.

Besondere Neuheiten

Der Geigenbauer Sebastian Oberlin und der Medienkünstler Adrian Rennertz wagen etwas gänzlich Neues. Mit „klang2“ (gesprochen Klangquadrat) verbindet dieses Startup das klassische analoge Spiel mit moderner Technologie. Auf dem Tisch liegen 20 Plättchen. Jedes ist im Innern mit einem Chip ausstaffiert. Mittels App und Smartphone kommunizieren die Kärtchen untereinander. So entsteht eine akustische Spielesammlung sondergleichen. Unter anderen wird ein Memo-Spiel geboten, bei dem Länder und ihre Hauptstädte gesucht werden. Ist das Pärchen gefunden, erklingt die Nationalhymne. Dank KI im Hintergrund wird bei jeder Partie nach anderen Ländern gefragt. Insgesamt 15 verschiedene Spiele enthält die Sammlung. Neben der Buchbinder Edition gibt es auch Classic Varianten im edlen Holzdesign. (Oberlin & Rennertz GmbH)

„By the Book“ von HCM Kinzel erfindet das Solitärspiel neu. Zwei Regalbretter, dazu etliche, unterschiedlich hohe Bücher und eine Katze müssen gemäß Vorgabekarte zu einem Bücherregal arrangiert werden. Das zusammengesetzte Gebilde muss sich im Lot befinden. Um das zu prüfen, wird ein Blumenkübel auf das obere Regal gelegt. Die Wasserwage im Kübel bestimmt, ob die Lösung richtig ist. Das hat großen Aufforderungscharakter, ist aus prächtigem Holzmaterial gestaltet und fordert mit 40 Aufgabenkarten immer wieder aufs Neue. (HCM Kinzel)

Die „Fotosafari“ von SmartGames ist ebenfalls ein Solitär. Jetzt aber für die Allerjüngsten. In einem kindgerechten Plot müssen Tiere wie Löwe, Elefant und Giraffe in der Savanne zusammenkommen. Dummerweise sind manche Wege verstellt. Der Löwe mag nicht durchs Wasser, die Giraffe kommt nicht an den Affenbrotbäumen vorbei, usw. Das ansprechende Material mit raffiniertem Schiebemechanismus reizt, alle 60 Aufgaben bis zum Ende zu lösen. Ganz nebenbei wird räumliches Vorstellungsvermögen geschult. (SmartGames)

Auf die richtige Karte setzen

Der Verlag mit den pfiffigen Spielen im kleinen Schachtelformat, NSV hat wieder ein Ass im Ärmel. „The Mind Soulmates“ interpretiert den erfolgreichen Vorgänger „The Mind“ neu. Die Handkarten müssen ohne Absprache in aufsteigender Folge gespielt werden. Es kommt erschwerend hinzu, dass die Karten verdeckt gelegt werden. Dafür hat ein Spieler Kenntnis von einigen Werten und gibt der Spielrunde einen Hinweis. Das Spielgefühl bleibt gleich. Die kooperative Aufgabe wird aber nicht leichter. (Nürnberger-Spielkarten-Verlag GmbH)

Helvetiq bietet mit „Bubbly“ ein sehr schönes Kartenlegen für die gesamte Familie. Ein Spieler spielt eine Seifenblase, die möglichst lange in der Luft schweben möchte, bevor sie den Boden berührt und zerplatzt. Die anderen haben Störaktionen wie Schmetterlinge oder Federbälle auf der Hand. Denen kann die Seifenblase aber ausweichen, indem sie diese Karten kontert. Um lange zu schweben, gehört auch etwas Bluff dazu. Das Besondere an diesem Spiel ist auch, dass es asymmetrisch abläuft. Das ist recht ungewöhnlich. (Helvetiq)

„Tiere toppen!“ von den Drei Hasen in der Abendsonne ist nach „Länder“ und „Inseln“ das dritte Spiel in dieser erfolgreichen Reihe, in der über- und unterboten werden muss. Das Konzept ist bewährt und erfährt hier nun die thematisch attraktivste Umsetzung. Neu ist, wenn jemand einen Stich erobert, ist ihm der keineswegs sicher. Hat ein anderer einen Fressfeind auf der Hand, erhebt er Anspruch und bekommt die Karte. Mit 180 Tiermotiven steckt viel Material und damit Varianz im kleinen Karton. (Drei Hasen in der Abendsonne)

Ganz schön anspruchsvoll

Trilogien scheinen in Mode zu kommen, so auch bei Corax. Nach „King of 12“ und „Council of 12“ nimmt jetzt die „Queen of 12” das Zepter in die Hand. Es geht um zwölfseitige Würfel, die Machtsteine. Diese müssen mit Helfern erobert und geschickt eingesetzt werden. Dabei sollten die Pläne der anderen Spieler antizipiert werden, sonst gelingt der Coup nicht. Nach Königen und Räten wird eine alleinige Queen letztendlich obsiegen und die zwölf Königreiche regieren. Die Spiele sind vom Spielgefühl ähnlich, im Ablauf aber doch sehr eigenständig. (Corax)

Nach „Jammerlappen“ bieten die Denkriesen „Humbug“. Das ist wieder ein Spiel voller Emotionen mit hohem Anspruch. Der aktive Spieler beschreibt den anderen ein Motivbild oder muss, weil es die Vorgabenkarte so fordert, frei fabulieren. Es obliegt den anderen zu erspüren, ob hier nun detailreich beschrieben oder Humbug erzählt wird. Es wird getäuscht, geraten, geblufft und gewettet. Wer sich auf diese Kreativ-Aufgabe einlässt, wird locker einen Abend in geselliger Spielrunde verbringen können. (Denkriesen)

Die Game Division ist ein Neuling mit interessantem Konzept. Das aktuelle Kartenspiel „Viva“ kommt mit abstrakten Farbformen daher. Diese müssen taktisch geschickt abgelegt werden. Dabei gilt es, eine Tabu-Farbe zu beachten. Diese wechselt durch gezieltes Ablegen. Das hindert das Leerspielen der eigenen Kartenhand. In den drei Verpackungsformaten Original, Pocket und Travel sind die Spiele zu unterschiedlichen Preisen lieferbar. Dabei wird in jeder Preiskategorie größter Wert auf Design, Qualität und Spielbarkeit gelegt. (Game Division)

Die freche Kampfhummel sticht zu. Nach dem Erfolgsspiel „Kampf gegen das Spießertum“ gibt es aktuell die Familien-Edition. Die Textimpulse sind nicht mehr ganz so aberwitzig aber trotzdem mit Pfeffer mit Blick auf die Zielgruppe. „Mama hat mit ihrem Auto XYZ überfahren“. Passt da als Antwortkarte besser „Unsere komischen Nachbarn“ oder doch eher „Opas Gebiss“? Jeder muss bereit sein, ein kleiner Fiesling zu sein, dann gibt es Lachgarantie. Auch diese Version ist ungeeignet für Spießer. (Kampfhummel)

„Worte Querbeet“ aus dem frechverlag greift die Kreuzwort-Idee auf. Das Spiel mit Buchstaben, die zu Begriffen geformt werden, hat immer Anspruch. So auch hier. In ein einfaches Kreuzwort-Gitter trägt jeder für sich einzelne Buchstaben ein. Drei Würfel geben die Auswahl an Lettern vor. Die Schwierigkeit ist natürlich, senkrecht wie waagerecht Worte zu finden, um hohe Punkte zu erzielen. Zum Glück gibt es Joker, die beim Ausfüllen genutzt werden können. Die Schlichtheit im Ansatz überzeugt. (frechverlag)

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Über den Autor

Peter Neugebauer ist ein „Spielkind“ durch und durch. In früher Kindheit wurde er durch seine Eltern ans Brettspiel herangeführt. Spiele als Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk waren obligatorisch und stets gern gesehen. Er hörte auch während des Studiums oder während seiner Berufsjahre nicht auf zu spielen. Schon früh rezensierte er Neuheiten, zunächst in reinen Fachzeitschriften, dann auch in Tageszeitungen und seit fast 40 Jahren in Branchenmagazinen. Ohne Spielen geht’s bei ihm nicht.

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