Einzelhandel verbucht unerwartet Umsatzschwund
Der deutsche Einzelhandel hat ein schwieriges erstes Halbjahr mit einem unerwarteten Umsatzrückgang beendet. Die Einnahmen fielen im Juni um 0,5 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Inflationsbereinigt (real) gab es sogar einen Rückgang von 0,8 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem realen Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet.
In der ersten Jahreshälfte setzten die Einzelhändler zwar 3,6 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum, real gab es allerdings einen kräftigen Rückgang von 4,5 Prozent. Ursache dafür sind die Kaufkraftverluste der Verbraucher infolge der hohen Inflation. „Es ist zu befürchten, dass sich die Konsumenten im zweiten Halbjahr weiterhin in Zurückhaltung üben werden“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Die Teuerungsrate liegt aktuell mit gut sechs Prozent niedriger als in den beiden ersten Monaten des Jahres mit jeweils 8,7 Prozent.
Spürbare Lohnerhöhungen, steuerfreie Inflationsausgleichsprämien und die Rentenerhöhungen könnten in der zweiten Jahreshälfte die Kaufkraftverluste zumindest eindämmen.
„Die schlechte Konsumlaune spricht jedoch gegen einen Turnaround“, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. „Der private Verbrauch behält den Status Sorgenkind.“
Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von drei Prozent. Inflationsbereinigt dürfte er allerdings um vier Prozent sinken. „Die Rahmenbedingungen bleiben insgesamt schwierig“, sagte HDE-Präsident Alexander von Preen kürzlich. „Insbesondere die nach wie vor hohe Inflation sorgt dafür, dass die Branche nicht richtig ins Laufen kommt.“