Insolvenzen in Deutschland steigen stärker als erwartet
Die Insolvenzen steigen deutlich stärker als erwartet – sowohl in Deutschland als auch weltweit. Der weltweit führende Kreditversicherer Allianz Trade hat in seiner heute veröffentlichten Insolvenzstudie die Prognosen nach oben korrigiert. Weltweit erwartet Allianz Trade nach einem Anstieg um zehn Prozent im Jahr 2024 einen weiteren Zuwachs der Pleiten um sechs Prozent (bisher drei Prozent) im Jahr 2025 und nochmals drei Prozent im kommenden Jahr. Das wäre der fünfte Anstieg in Folge (2022-2026).
Deutschlandprognose
Auch für Deutschland haben sich laut aktuellem Insolvenzreport die Aussichten weiter verschlechtert: Nach einem deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen auf +22 Prozent im vergangenen Jahr prognostizieren die Volkswirte von Allianz Trade für 2025 eine weitere Zunahme um +zehn Prozent auf rund 24.300 Fälle, gefolgt von einem moderaten weiteren Anstieg der Insolvenzfälle um +zwei Prozent im Jahr 2026. Hauptursachen sind strukturelle Herausforderungen wie Wettbewerbsfähigkeit und die grüne Transformation sowie Unsicherheiten bei Handelszöllen.
Anstieg der weltweiten Unternehmensinsolvenzen
Auch weltweit zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Insolvenzen steigen nach den jüngsten Entwicklungen mit sechs Prozent stärker an als zunächst erwartet (Prognose Oktober 2024: drei Prozent). Das Plus ist vor allem getrieben durch die erwartete Entwicklung in den USA (2025: +elf Prozent, 2026: +sechs Prozent) und Asien (2025: +fünf Prozent, 2026: +sechs Prozent).
Aufwärtsrisiko: hohe Zinssätze und Handelskrieg
Die Ausweitung der Kreditvergabe kann dazu beitragen, Unternehmensinsolvenzen zu reduzieren: Unternehmen wird Liquidität zur Verfügung gestellt, um ihre bestehenden Verbindlichkeiten zu refinanzieren, den Betrieb aufrechtzuerhalten und in Wachstum zu investieren, was sonst gerade in Zeiten wirtschaftlicher Abschwünge schwierig ist. Obwohl Allianz Trade erwartet, dass die Zinssätze sowohl in Europa als auch in den USA sinken werden, könnten inflationsbedingte Risiken, insbesondere in den USA, Zinssenkungen gefährden. Sollten die Kreditkosten steigen und den Zugang zu Krediten erschweren, könnte dies zu einer Verlangsamung des Kreditwachstums, einer Verschärfung der finanziellen Bedingungen und einem erhöhten Ausfallrisiko für stark verschuldete Unternehmen führen. Schätzungen von Allianz Trade legen nahe, dass ein Rückgang des Kreditwachstums um ein Prozent in den nächsten drei Monaten zu einem Anstieg der Insolvenzen um etwa +drei Prozent in den USA, +0,4 Prozent in Deutschland, +ein Prozent im Vereinigten Königreich und +zwei Prozent in Frankreich führt.
Geopolitische Risiken durch anhaltende Konflikte
Das größte Aufwärtsrisiko für Insolvenzen ist laut Allianz Trade jedoch der drohende Handelskrieg: "Unsere Insolvenzprognose könnte sich verschlechtern, wenn die europäische Wirtschaft schwächer als erwartet abschneidet, die Dynamik nachlässt, die Widerstandsfähigkeit in der APAC-Region schwächer ist, der Gegenwind aus China stärker wird und sich die Aussichten für die USA weiter verschlechtern", sagt Maxime Lemerle, Leiter der Insolvenzforschung bei Allianz Trade. "Auch geopolitische Risiken durch die anhaltenden Konflikte zwischen der Ukraine und Russland sowie im Nahen Osten, den Spannungen im Südchinesischen Meer und der politischen Unsicherheit in Bezug auf Taiwan der Auslöser für weitere Turbulenzen sein. Ein ausgewachsener Handelskrieg würde unsere Insolvenzprognose um weitere +2,1 Prozentpunkte und +4,8 Prozentpunkte erhöhen, was bedeutet, dass die weltweiten Unternehmensinsolvenzen in den Jahren 2025 und 2026 um +7,8 % bzw. +8,3 % steigen würden. Für 2025-2026 würde dies +6.800 zusätzliche Fälle in den USA und +9.100 in Westeuropa bedeuten."