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Lego und Cuboro sind Opfer der dreistesten Produktfälschungen des Jahres

Die Aktion Plagiarius prangert Fälscher an, die durch Ideendiebstahl Originalhersteller massiv schädigen und Verbraucher gefährden. Der Plagiarius wurde 1977 vom Industriedesigner Rido Busse ins Leben gerufen und am 26. Januar 2023 zum 48. Mal verliehen. Als Trophäe erhalten Plagiatoren einen schwarzen Zwerg mit goldener Nase. Diese symbolisiert die immensen Profite, die Nachahmer auf Kosten Kreativer und Industrie machen. Mit der Preisverleihung wollen die Initiatoren öffentliches Bewusstsein über Produktpiraterie schaffen, vor Risiken warnen sowie zum Umdenken und bewusstem Konsum anregen.

Jeder dritte Europäer hält den Erwerb von Plagiaten für akzeptabel

Die Aufgabe für die Plagiatsjäger ist jedoch groß: Jeder dritte Europäer hält es für akzeptabel, ein nachgeahmtes Produkt zu kaufen, wenn er das Original als zu teuer empfindet. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie der EU-Agentur für geistiges Eigentum (EUIPO). Bei jungen Menschen steige dieser Anteil sogar auf die Hälfte.

In der EU wurden 2022 rund 86 Millionen gefälschte Waren mit einem geschätzten Wert von mehr als zwei Milliarden Euro beschlagnahmt. Die Zahlen der EUIPO sind nur die Spitze des Eisbergs. Den internationalen Handel mit Fälschungen bezifferten EUIPO und OECD für 2019 auf 412 Milliarden Euro. Das entspricht 2,5 Prozent des Welthandels.

Dreiste Fälschung: Spielbausatz „Lego Creator 10252 – VW Käfer”

Die deutsche Spielwarenindustrie ist mit einem Drittel der jährlichen Umsatzeinbußen (334 Millionen Euro) durch gefälschte Produkte in der EU einer der am stärksten betroffenen Wirtschaftszweige, wie die Studie der EUIPO zeigt.

Der VW-Käfer ist EU-weit als 3D-Marke geschützt. Dennoch hat die niederländische Firma GDR-Trading neben dem Bausatz für den VW-Käfer weitere Fälschungen über ihre Onlineshops in Deutschland, Schweden und den Niederlanden angeboten.

Überzeugen sollten die Fakes mit Fotos der Originalbausätze sowie mit dem Hinweis, „dass das fertige Modell originalgetreu aussieht“. Aber auch der Preis sollte Käufer anlocken: Die Plagiate kosten teilweise die Hälfte der originalen Lizenz-Bausätze, was sich in der mangelnden Stabilität und Qualität der fertigen Produkte widerspiegelt.

Plumpes Plagiat : Cuboro-Kugelbahn „Standard 32“

Sebastian Etter, Chef des Schweizer Spielwarenherstellers Cuboro, war entsetzt: Das Kugelbahnsystem aus Buchenholz, das sein Vater Matthias in den 1970er-Jahren entwarf und vielfach preisgekrönt ist, wird als plumpe Fälschung auf diversen chinesischen E-Commerce-Plattformen angeboten. Und das zum halben Preis.

Die Originalbahnen stellt eine Familienschreinerei aus zertifiziertem Schweizer Buchenholz her, das chemisch unbehandelt ist. Bei Fälschungen wie von der Firma Easycool verziehe sich das Holz nach kürzester Zeit, berichtet Etter. Wegen der kürzeren Trocknungszeit könnten die Kugeln nicht mehr rollen. Mit der Bezeichnung „mit Cuboro kompatibel“ versucht Easycool gezielt, die europäischen Händler von Cuboro direkt abzuwerben. Die Plagiatoren stehlen nicht nur Kunden und Umsatz. Shitstorms auf sozialen Medien und negative Online-Bewertungen schädigen zusätzlich das Image des Familienunternehmens. Gegen Produktpiraten in Asien vorzugehen sei sehr aufwendig, so die Erfahrung von Etter. „Meistens hat man keinen Erfolg. Das ist dann schon frustrierend.“

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/plagiarius-das-sind-die-dreistesten-produktfaelschungen-des-jahres/100007597.html