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BAT-Stiftung für Zukunftsfragen: Freizeit-Monitor 2025

Die Freizeit der Deutschen findet zunehmend „on demand“ statt – ein zentrales Ergebnis des aktuellen Freizeitmonitors 2025. Für die von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen seit 40 Jahren durchgeführte Langzeitstudie wurden im Juni dieses Jahres über 3.000 Bundesbürger ab 18 Jahren repräsentativ zu ihrem Freizeitverhalten und ihrer Zufriedenheit damit befragt. Die detaillierte Auswertung zeigt mehrere strukturelle Veränderungen: Während der Medienkonsum digitaler und persönlicher wird, gewinnen sportliche Aktivitäten und einfache Formen der Erholung wie Spazierengehen oder Lesen an Bedeutung – klassische Sozialkontakte hingegen nehmen leicht ab.

„Wir beobachten eine stille Re-Priorisierung in der Freizeit“, so Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung. „Die Art und Weise, wie die Bürger ihre freie Zeit gestalten, offenbart die wachsende Bedeutung des Zusammenspiels von Flexibilität und Kontrolle auf der einen sowie den Wunsch nach Geselligkeit und Wohlbefinden auf der anderen Seite.“

Vom Bildschirm bis zur Bewegung 

Die Freizeitgestaltung der Bundesbürger ruht auf vier zentralen Säulen: Medienkonsum, Aktivitäten, soziale Interaktionen und persönliche Erholung. Den größten Anteil nehmen mediale Tätigkeiten ein: So nutzen fast alle das Internet (98 Prozent), sehen fern (83 Prozent), hören Musik (83 Prozent) oder Radio (70 Prozent) und beschäftigen sich intensiv mit digitalen Geräten wie Computer (79 Prozent) und Smartphone (79 Prozent) sowie sozialen Medien (72 Prozent).

Erholung hat ebenfalls einen hohen Stellenwert – von bewusstem Faulenzen (62 Prozent) und Ausschlafen (58 Prozent) bis zur selbstreflexiven Beschäftigung mit den eigenen Gedanken (73 Prozent). Auch soziale Interaktionen wie wichtige Gespräche führen (68 Prozent) oder gemeinsame Zeit mit dem Partner verbringen (66 Prozent) sind häufige Bestandteile der Freizeit. Zudem üben viele regelmäßig körperliche Aktivitäten aus – darunter Spaziergänge, sportliche Betätigung oder Hobbys.

Wandel in der Medienlandschaft

Prof. Reinhardt: „Man könnte auch sagen, wir versammeln uns nicht mehr ums Lagerfeuer, sondern treffen uns im Livestream.“ Denn es zeigt sich ein deutlicher Rückgang klassischer Leitmedien: Die wöchentliche Nutzung gedruckter Zeitungen und Zeitschriften hat sich seit 2010 von 72 Prozent auf 38 Prozent fast halbiert. Das lineare Fernsehen sank von 97 Prozent auf 83 Prozent, beim Radio ging die Nutzung von 90 Prozent auf 70 Prozent zurück.

Weniger soziale Interaktion

Das wöchentliche Treffen mit Freunden zu Hause ist von 24 Prozent (2010) auf 20 Prozent (2025) gesunken. Auch gemeinsame Unternehmungen und Einladungen nahmen leicht ab. Das Treffen oder Plaudern mit Nachbarn gehört zwar für ein Drittel der Bevölkerung (33 Prozent) weiterhin zur Wochenroutine, hat im Langzeitvergleich jedoch deutlich an Bedeutung verloren (2010: 47 Prozent).

Auch innerhalb der Familie finden Begegnungen seltener statt: Großeltern sehen ihre Enkel heute nur noch halb so häufig wie vor 15 Jahren (2025: 11 Prozent, 2010: 22 Prozent), es wird weniger Zeit mit dem Partner verbracht (64 Prozent vs. 72 Prozent) und seltener mit den Kindern gespielt (28 Prozent vs. 35 Prozent).

Fazit: Eine neue Freizeit-Ära zwischen Bequemlichkeit und Bedürfnis nach Begegnung

Der Freizeitmonitor 2025 zeichnet das Bild einer Gesellschaft im Wandel. Auf der einen Seite dominiert zunehmend das digitale Freizeitangebot – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren weiter verstärken dürfte. Diese Entwicklung folgt dem Prinzip individueller Verfügbarkeit und maximaler Bequemlichkeit: Weder Planung noch das Verlassen des eigenen Zuhauses sind erforderlich.

Gleichzeitig ist eine Gegenbewegung erkennbar: Analoge Aktivitäten wie das Lesen von Büchern, Spaziergänge, sportliche Betätigung oder Naturerlebnisse gewinnen an Bedeutung. Sie spiegeln ein wachsendes Bedürfnis nach Entschleunigung, Ausgleich und sinnlich-körperlicher Erfahrung wider.

Besorgniserregend ist hingegen die schleichende Erosion sozialer Kontakte. Der soziale Kitt – einst gestärkt durch gemeinsame Erlebnisse und ehrenamtliches Engagement – droht zunehmend zu bröckeln.

Reinhardt: „Die Zukunft der Freizeit wird davon abhängen, ob es gelingt, digitale Möglichkeiten zu nutzen, ohne dabei die fundamentale menschliche Dimension des Miteinanders zu verlieren. Denn wahre Lebensqualität entsteht nicht im digitalen Raum, sondern in der Balance zwischen virtueller Bequemlichkeit und realer Begegnung.“

Weitere Informationen und Freizeit-Monitor im Detail