DVSI Index: Stimmung bei Spielwarenherstellern auf niedrigem Niveau
Fünf Krisenjahre und die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft gehen auch an der Spielwarenindustrie nicht spurlos vorbei. Hofften noch vor einem Jahr 28 Prozent der im Rahmen des jährlichen DVSI Index befragten Unternehmen, dass sich im Jahr 2025 das Blatt zum Besseren wendet, erfüllten sich die Hoffnungen nicht für alle Firmen. Lediglich elf Prozent der Spielwarenunternehmen bewerten ihre aktuelle Lage als gut oder sehr gut (2024: 20 %), während 20 Prozent ihre momentane Lage als ungenügend einstufen. Die Branche spiegelt damit die allgemeine Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Doch es gibt auch positive Signale. So setzt die Warengruppe Spiele, Bücher, Lernen, Experimente & Multimedia ihre Erfolgsgeschichte fort und die Big Player behaupten sich nach wie vor gut.
Keine nachhaltige Wirtschaftswende in Sicht
Die Umsatzschätzungen für 2025 gehen weit auseinander. Vor allem kleinere Spielwarenproduzenten sehen ihre Situation kritisch, während Großunternehmen von stabilen Umsätzen ausgehen. Der nach Schulnoten gewichtete Mittelwert des DVSI-Stimmungsbarometers rutschte auf 3,5. Im Jahr 2021 betrug dieser noch 2,3. „Das ist der niedrigste Stimmungswert seit Bestehen des DVSI Index und Ausdruck einer tiefen Verunsicherung“, so DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil „Von einer nachhaltigen Wirtschaftswende spürt unsere Branche jedenfalls nichts, auch wenn einzelne Unternehmen Rückenwind verspüren.“
Die Zahlen des DVSI Index sind ein Spiegelbild der vorherrschenden Skepsis, einer nach wie vor gefühlt hohen Inflation bei den Verbrauchern und des eingetrübten Konsumklimas.
Doch es gibt auch positive Signale: Trotz eines weiterhin herausfordernden Umfeldes erwarten immerhin 31 Prozent der befragten Spielwarenunternehmen für das kommende Jahr eine Verbesserung der Umsatzentwicklung. Zeigt der durch die Politik angekündigte Herbst der Reformen bereits erste Effekte oder ist die aktuelle Lage mit einem moderaten Wachstum besser als die Stimmung? Zumindest die größeren Unternehmen sehen für die Zukunft deutlich bessere Perspektiven für ihr Geschäft (Note: 2,7).
Strukturelle Probleme des Standortes Deutschland
Steigerte die Branche in den Pandemie-Jahren ihre Umsätze kräftig, trüben die schwächelnde Konjunktur, strukturelle Probleme des Standortes Deutschland sowie geopolitische Herausforderungen und der neue globale Protektionismus die Branchenstimmung erheblich ein. Im Schnitt rechnen die befragten Hersteller für dieses Jahr mit einem Umsatzminus von 2,8 Prozent. Auch auf das für Spielware so wichtige Weihnachtsgeschäft blicken die befragten Unternehmen nach zwei eher durchwachsenen Jahren mit Vorsicht.
Nur 13 Prozent der Befragten erwarten eine Besserung zum Vorjahr, 36 Prozent rechnen sogar mit einer Verschlechterung. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 erwarteten 16 Prozent eine Verbesserung, aber 44 Prozent eine Verschlechterung. Die Erwartungen scheinen zwar eingetrübt zu bleiben, aber die Skepsis nimmt insgesamt ein wenig ab. Allerdings erwarten die befragten Unternehmen keine großen Ausschläge nach oben für die umsatzstärkste Zeit des Spielwarenjahres. „Die Konsumenten halten das Geld zusammen und achten verstärkt auf Preispunkte“, sagt Ulrich Brobeil, „aber Spielwaren bleiben das Weihnachtsgeschenk schlechthin für Kinder – auch in konjunkturell schwierigen Zeiten.“
Prognose für 2026 differenziert
Die Prognose für das kommende Jahr stellt sich sehr differenziert dar. Trotz der insgesamt gedämpften Stimmung erwarten 31 Prozent der befragten Unternehmen für 2026 eine Umsatzsteigerung. Hier sind es vor allem die Big Player, die zuversichtlich nach vorne schauen. Größe scheint demnach gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten ein Faktor für wirtschaftlichen Erfolg oder Stabilität zu sein, aber dennoch keine Garantie. Die Prioritäten der Unternehmen haben sich in den letzten 12 Monaten nur graduell verändert.
Zu schaffen macht den Unternehmen nach wie vor die Kostensituation. 60 Prozent bewerten sie schlechter als vor einem Jahr. Für 88 Prozent der Befragten bleibt das Personal der zentrale Kostentreiber, gefolgt von Einkaufskosten für Material, Rohstoffe und Energie (42 Prozent). Hier gab es einen leichten Rückgang. Ebenfalls hohe Kosten verursachen Administration, Bürokratie und Vorschriften (30 Prozent). „Die von Sondereffekten geprägte leicht positive Marktentwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen“, so Ulrich Brobeil, „dass für eine nachhaltige Trendwende auch in der Spielwarenbranche bessere allgemeine Rahmenbedingungen zentral sind.“ Dazu zählt u.a. auch die effiziente Kontrolle von Cross Border- Geschäften. Der 11. DVSI Index zeigt das einmal mehr. Die befragten Mitgliedsunternehmen wünschen sich einen stärkeren Schutz vor unlauterem Wettbewerb aus Drittländern, die Durchsetzung von EU-Standards im Onlinehandel und die Abschaffung von Zollfreigrenzen. Mit der jüngsten Entscheidung des EU-Rates zu Zollfreigrenzen und Abwicklungsgebühren ist ein erster Schritt getan worden. Weitere müssen aus Sicht des DVSI folgen.