Einzelhandel fordert bedarfsgerechten Ausbau der E-Ladeinfrastruktur
Angesichts der Abstimmung zur finalen Annahme der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie im Plenum des Europäischen Parlaments am 12. März kritisiert der Handelsverband Deutschland (HDE) das Ergebnis der Trilogverhandlungen und fordert eine Überarbeitung. Der zur Abstimmung stehende Kompromiss sieht aktuell vor, dass künftig bei neuen Handelsstandorten jeder fünfte Stellplatz mit einem Ladepunkt ausgestattet werden muss. Bei Bestandsgebäuden soll jeder zehnte Stellplatz mit einer Ladesäule ausgerüstet werden, alternativ könnten hier auch für die Hälfte aller Stellplätze auf dem Parkplatz Leerrohre verlegt werden. Der HDE bemängelt, dass mit diesen starren Vorgaben am Ende am Bedarf vorbeigebaut werde.
Starre Vorgaben wenig hilfreich
„Mit einem solchen Ansatz wird weder den Besonderheiten des Ladeverhaltens im Einzelhandel noch den Bedürfnissen der Kunden Rechnung getragen. Eine derartige Planwirtschaft führt zu absurden Ergebnissen, ohne dass die E-Mobilität ernsthaft vorankommt“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Starre Vorgaben zur Anzahl an Ladepunkten seien wenig hilfreich, vielmehr sei der Bedarf an dem jeweiligen Standort entscheidend. „Mit wenigen DC- Schnellladepunkten können im Einzelhandel gerade zu Stoßzeiten wesentlich mehr Fahrzeuge versorgt werden. Die Aufenthaltsdauer beispielsweise im Lebensmitteleinzelhandel ist verhältnismäßig kurz. Der bedarfsgerechte Ausbau ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Verkehrswende. Jegliche rein quantitative Ausbaupflicht geht am Thema vorbei“, so Genth.
Planung an der Realität vorbei
Die im EU-Trilog beschlossenen Ausbaupflichten seien außerdem nicht mit der Realität vereinbar. „Wir stecken in einer Krise der Verteilnetze. Bis das Problem gelöst ist und die Netze massiv ausgebaut sind, vergeht Zeit. Gleichzeitig wird schon jetzt eine weitere Verschärfung der Ausbaupflichten beschlossen. Dabei bekommt der Einzelhandel nicht mal die bereits gebauten Standorte ans Netz. Viel zielführender wäre es, bei den Verteilnetzbetreibern anzusetzen und diese in die Pflicht zu nehmen“, so Genth.
Zudem bemängelt der HDE, mit welcher Selbstverständlichkeit die Handelsunternehmen als Tankstellen der Zukunft angesehen werden. „Ladeinfrastruktur ist nicht Teil des Kerngeschäfts im Einzelhandel. Trotzdem hat die Branche in den letzten Jahren massiv in den Ausbau von Ladeinfrastruktur investiert“, betont Genth. So stellt der Handel mehr als 15 Prozent aller öffentlich zugänglichen Ladepunkte. Jeder dritte Schnellladepunkt in Deutschland ist auf einem Handelsparkplatz errichtet. Gleichzeitig liegt die durchschnittliche Auslastung der Ladepunkte aktuell bei 30 Ladevorgängen pro Woche. Damit rechnen sich die massiven Investitionen allenfalls in sehr ferner Zukunft.