Indiens Bevölkerung wird China bald überholen
Indien mit seinen 1,428 Milliarden Einwohnern steht kurz davor, China als bevölkerungsreichstes Land der Welt zu überholen. (Neuen Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge hat Indien das chinesische Festland bereits überholt; bald wird es mehr Einwohner haben als das Festland und Hongkong zusammen). Das hat einige dazu veranlasst, auf ein bevorstehendes "indisches Jahrhundert" zu hoffen, auch wenn es noch einige Herausforderungen gibt.
Im Gegensatz zu China und den meisten Industrieländern hat Indien eine junge und wachsende Erwerbsbevölkerung. Nahezu 80 Prozent der Inder sind jünger als 50 Jahre. Und der Anteil der Inder, die in extremer Armut leben, ist stark zurückgegangen; die Wirtschaft des Landes wächst seit einer Generation viel schneller als die Bevölkerung.
Doch Indien steht vor großen Herausforderungen. Die meisten Inder sind im weltweiten Vergleich nach wie vor arm. Es gibt nicht genug Arbeitsplätze - die Wirtschaft ist nie schnell genug gewachsen, um genügend formelle Arbeitsplätze für alle zu schaffen. Indien hat eine der weltweit niedrigsten Quoten an formeller Beschäftigung für Frauen. Und obwohl Hungersnöte der Vergangenheit angehören, ist mehr als ein Drittel aller Kinder unterernährt.
Dies birgt die Gefahr der Instabilität, ebenso wie die zunehmend energisch auftretende hindunationalistische Regierung des Landes. Wirtschaftswachstum ohne einen entsprechenden Zuwachs an Arbeitsplätzen verschärft die Ungleichheit und erhöht das Potenzial für Unruhen. Und eine Wirtschaft kann ihr Potenzial nicht ausschöpfen, wenn sie sich auf den Beitrag von so wenigen Frauen stützt, wie es in Indien der Fall ist.
Zu den Zahlen: Indien hat kürzlich Großbritannien überholt und ist nun die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Unter den großen Volkswirtschaften wird Indien in diesem Jahr voraussichtlich die am schnellsten wachsende sein.
Welleneffekte: Chinas schrumpfende Erwerbsbevölkerung ist eine Bedrohung für die Weltwirtschaft.