Studie: Lagerbildung im Klassenzimmer schadet Integration
Stehen sich in Schulklassen zwei gleich große Gruppen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund gegenüber, leidet der soziale Zusammenhalt. Das zeigt ein groß angelegtes Feldexperiment an deutschen Schulen, dessen Ergebnisse nun im ifo Schnelldienst veröffentlicht wurden. „Ob kulturelle Vielfalt in Schulklassen den sozialen Zusammenhalt stärkt, hängt entscheidend von der Form der Diversität ab“, sagt ifo-Forscher Helmut Rainer.
Zusammensetzung der Klasse entscheidend
Die Studie untersucht, wie die Zusammensetzung der Klasse die Bereitschaft zur Kooperation zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund beeinflusst. Das Ergebnis: Vertrauen und Kooperationsbereitschaft sind besonders hoch, wenn es in einer Klasse viele kleinere Herkunftsgruppen gibt, oder wenn die klare Mehrheit keinen Migrationshintergrund hat. „Für den sozialen Zusammenhalt ist entscheidend, dass in Klassenzimmern keine zwei kulturellen Fronten entstehen“, sagt Rainer.
Die Studienautoren empfehlen, in kulturell polarisierten Schulklassen gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um Vertrauen und Kooperation zu stärken. „Eine Möglichkeit wäre es, Lehrpläne stärker auf Inklusion auszurichten und interkulturelle Kompetenzen stärker zu fördern“, sagt Rainer. „Auch organisatorische Maßnahmen wie eine zufällige Sitzplatzvergabe könnten helfen, Gruppenstrukturen innerhalb der Klasse aufzubrechen und interkulturelle Freundschaften zu erleichtern.“