Vedes: Buchkompetenz im Spielwarenhandel

Von Sibylle Dorndorf

Spielwaren im Buchhandel und Bücher im Spielzeuggeschäft – nicht erst seit gestern spielen diese beiden Segmente sich gegenseitig Kunden zu und generieren für den Handel Seite an Seite schöne Erträge. Man muss nur wissen, wie’s geht. Das Thema Buch ist bei Vedes, der Nürnberger Fachhandelskooperation für Spielwaren, ein sehr wichtiges Sortiment. Eine Komplettlösung für die Anschlusshäuser gibt es seit 2004. Diesen Vedes Buchshop haben mittlerweile über 60 Vedes-Händler erfolgreich in ihr Geschäft integriert. Er beinhaltet ein Rundum-Sorglos-Paket – von der Gestaltung über die Einrichtung bis hin zum Sonderlieferservice. Ein automatischer Neuheitenservice gehört ebenso zum Leistungsumfang wie der buchaffine Social Media-Auftritt, der regelmäßig durch die Vedes bedient wird. Und auf Wunsch werden sogar Lesungen vor Ort organisiert. Im Nürnberger Vedes-Showroom wurde ein 50 Quadratmeter großer Musterbuchshop eingerichtet. Hier wird bei jährlich drei Hausmessen das Konzept live präsentiert. Vor Ort und in diesem Beitrag gibt Andrea Tiefel, gelernte Buchhändlerin und Bucheinkäuferin bei Vedes, Tipps für Einsteiger in dieses schöne und ganzjährig zugkräftige Segment.

Nachgefragt

Frau Tiefel, wie gelingt Spielwarenhändlerinnen und -händlern der Einstieg in das Sortiment Buch?

Der gelingt dann, wenn man dahintersteht. Wenn man einen Buchshop in sein Spielwarengeschäft integriert, muss er eine Aussage haben und Kompetenz vermitteln. Ein bisschen Buch, das geht nicht. Das heißt nicht, dass man gleich mehrere Regalmeter mit Büchern füllen muss. Lieber klein und fein beginnen. Zunächst sollte man sich auf seine Hauptzielgruppe Kinder fokussieren. Die ersten Bilderbücher aus Pappe, schöne Vorlesebücher, Bücher mit Sound – die lieben vor allem kleine Kinder – und die Erstlesebücher. Das genügt erst einmal. Die Obergrenze würde ich am Anfang bei acht bis zehn Jahren ziehen. Wenn man weitere Ziel- und Altersgruppen ansprechen und sich intensiver mit dem Genre auseinandersetzen möchte, dann kommen zusätzlich die Bücher für Young Adults ins Spiel – aber bitte nicht an gleicher Stelle platzieren, sondern passenderweise in der Nähe des Kidults-Sortiments.

Wie inszeniert man das Thema Buch im Spielwarenhandel?
Das ist eine der leichtesten Übungen – im Spielwarenhandel gibt es nämlich all die Dinge, die gut zum Buch passen, es ergänzen und noch spannender machen. Er ist quasi die Wiege für emotionale Inszenierungen einer Kinderbuchabteilung. Das Plüschtier zum Buch, das Spiel als Ergänzung, die passenden Kreativmaterialien, wenn es um Bastelbücher geht, usw. Im Sommer fungiert als Eye-catcher auch mal eine originelle Badeinsel, in der die Kinder Platz nehmen und schmökern können. Die Lust am Lesen fängt oft im Spielwarenhandel an. Ich werde nicht müde, das immer wieder vorzutanzen.

Wie sind die Buchshops der Vedes konzipiert? 

Das Vedes Buchkonzept ist keine 08/15-Lösung. Alles wird ganz individuell an das Geschäft angepasst, in das es integriert werden soll. Wenn ein Händler sich entschließt, Bücher in sein Sortiment aufzunehmen, übernehmen wir den ersten Schritt. Ein Vedes Mitgliederberater und ein Ladenbauer sondieren gemeinsam mit dem Händler die Gegebenheiten vor Ort. Der Platz, an dem der Buchshop stehen soll, muss passen – und ganz wichtig: Er sollte von Anfang an Buchabteilungscharakter vermitteln.

Wie sieht das konkret aus?
Es sollte Platz für schöne Thementische sein, eine Präsentation Buch des Monats und später vielleicht auch für die Spiegel-Bestseller – das sind meist Selbstläufer, auch im Spielwarenhandel. Wenn dieses Grundgerüst definiert ist und schließlich steht, dann komme ich ins Spiel. Ich erstelle das Sortiment, weshalb ich auch die Regalböden definiere, die dann vom Ladenbau passend eingeplant werden. Steht der Ladenbau und ist die Buchlieferung beim Händler angekommen, dann räume ich gemeinsam mit der Person, die zukünftig den Buchshop betreuen soll, die Bücher ein. Die Regalaufleger bringe ich mit, denn eine Buchabteilung sollte bis zu einem gewissen Grad selbsterklärend sein. Man muss auf den ersten Blick erkennen, für welches Alter die Bücher jeweils geeignet sind. Durch die gemeinsame Zeit beim Einräumen am Regal, kann ich vieles schon erklären und auf Besonderheiten aufmerksam machen. Und dann geht’s auch schon los. Den Händlern gebe ich nicht nur mein Know-how an die Hand, sondern auch mein Mantra – das lautet: Lassen Sie Ihr Kinderherz höherschlagen!

Über die Autorin
Sibylle Dorndorf schreibt seit fast 30 Jahren über die Spielwarenbranche, zuletzt war die Journalistin Chefredakteurin der TOYS-Magazinfamilie im Göller Verlag, Baden-Baden. Ihre Passion: Unternehmen, die sich neu erfinden, Marken, die sich glaubwürdig positionieren, Menschen, die etwas zu sagen haben und Produkte mit Zukunft.