
Wie KI, China und Creator-Kultur den Handel umkrempeln
Von Theresa Schleicher
Der Handel steht vor einer Zeitenwende: Steht er still, schrumpft er – oder er denkt radikal neu. Das zeigt der aktuelle Future:Guide Handel von The Future:Project und Theresa Schleicher, Deutschlands führender Handels-Zukunftsforscherin. „Wenn ein Viertel der Deutschen mehr sparen will, hat der Handel nur zwei Wege: stehen bleiben und kleiner werden – oder umdenken“, fasst Schleicher die Dringlichkeit zusammen.
Kinder bleiben Priorität: Ausgaben für den Nachwuchs trotzen dem Sparkurs
Das Gute ist, bei den Forschungen zeigte sich, dass speziell Ausgaben für Kinder im Vergleich zu anderen Bereichen, nicht zu den größten Sparmaßnahmen zählen. Nichtsdestotrotz muss sich auch die Spielwarenbranche auf zunehmenden Preisdruck durch Wettbewerber und neue Anforderungen der jungen Konsumenten und auf heranwachsende Familien einstellen, um sich durchzusetzen.
Trends, die den Handel der Zukunft prägen
1. Chinese Power
Marken wie Temu und Shein entwickeln sich in Europa zu AlltagsÖkosystemen. Sortiment, schnelle Lieferung, Gamified Loyalty und C2MDatenintegration verbinden Konsumierende, Produzenten und Services zu einer neuen Handelslogik jenseits von Preisstrategien. Schleicher betont: „Die Chinaisierung des europäischen Handels ist keine Zukunftsmusik, sie passiert schon heute.“ Besonders im Familiensegment – von Spielwaren bis Kinderkleidung und bei jüngeren Kunden im Mode-Bereich wird das ein Thema werden, worauf sich die Spielwarenbranche miteinstellen muss – nicht zuletzt mit guten Preisstrategien, aber auch mit wertiger Kommunikation.
2. Retail Agents
Künstliche Intelligenz übernimmt Sortimente, Preise und Kundenkommunikation. Dem Forschungs- und Beratungsunternehmen Gartner zufolge werden bis 2040 70 % der Konsumierenden täglich persönliche KI-Agenten nutzen. Die Retail Agents verstehen Kund:innen, treffen Entscheidungen und gestalten Sortimente, Preise und Services dynamisch – vom virtuellen Ernährungscoach bis zum empathischen Store-Assistenten. Die Entwicklungen sind nicht rein technologisch, sie helfen tatsächlich besonders kleinen und mittelständigen Handelsunternehmen und der Industrie effizienter zu produzieren, nach neuen Trends im Spielwarenbereich Produkte zu gestalten und über viele unterschiedliche Kanäle wirtschaftlich fair zu verkaufen.
3. Inspirational Intelligence
Vom Rabatt zur Überraschung – 53% der Menschen wünschen sich mehr Inspiration und Überraschung vom Handel. Ein Teil sind neue Produkttestplattformen, die Neuheiten zeigen. Ein anderer Bereich gilt dem mutigen Umgestalten von Flächen in der Innenstadt – selbst als kleineres Handelsunternehmen können heutzutage Pop Up Erlebnisse in der Stadt relevant werden. Auch Influencer gestalten das Einkaufserlebnis neu, fast 70 Mio. Menschen folgen in Deutschland Influencern.
4. Functional Markets
Ein neuer Markt entsteht – denn die kommenden Generationen programmieren ihre Produkte, statt Standardprodukte zu kaufen. Angefangen bei der Optimierung von Health-Produkten, wie Lebensmittel oder auch Smart Home Geräte, die für mentales und körperliches Wohlbefinden sorgen. Bis hin zu Textilien, Spielzeug und Interior, das physische wie psychische Optimierungen mitbedenkt. Gesundheit wird sinnlich, emotional und kuratierbar.
5. Nachhaltiger Mainstream
Gebrauchte, wiederaufbereitete und hochwertige Materialien schaffen Konsumerlebnisse, die nicht nur nachhaltig, sondern auch erschwinglich und emotional aufgeladen sind. Luxus, Qualität und Umweltbewusstsein verschmelzen in neuen Produkten und Geschäftsmodellen. Besonders für die kommenden Generationen werden einfache, nachhaltige Lösungen wichtig – der Markt in diesem Bereich – besonders bei Familien ist dementsprechend sehr groß.

Weitere Trends finden sich im Future Guide:Handel. Er richtet sich an Entscheidungsträger, Handelsunternehmen und alle, die verstehen wollen, wie neue Trends und globale Dynamiken den Handel prägen. Die Studie ist ab sofort im Online Shop des deutschen Fachverlags und unter thefutureproject.de verfügbar.
Wachstum 2030: Was sind die kommenden Entwicklungen und Trends in der Spielwarenbranche?
Theresa Schleicher, Handelszukunftsforscherin, Berlin
Mit Blick auf die Spielwaren-Zukunft brauchen wir eine gewisse Paradoxie-Kompetenz. Wenn der Wunsch nach Qualität gleichzeitig auf Billig-Angebote trifft, wenn Inflation neuen Hedonismus begegnet und wenn Super-Convenience und KI neben der Sehnsucht nach lokaler Intelligenz und Inspiration steht. Wie ist es, wenn alles in eine Richtung strebt und zugleich in die Gegensätzliche zerrt?
Über die Autorin:
Theresa Schleicher gilt als führende Handelszukunftsforscherin in Deutschland. Sie ist Zukunftssparringspartnerin für Handelsunternehmen, das Zukunftsinstitut und für das Bundeswirtschaftsministerium. Die Autorin bekannter Trendstudien im Handel war zuvor Geschäftsführerin in einem der größten Beratungs- und Kreativunternehmen im deutschsprachigen Raum.



