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Eine Gruppe von Legofiguren ist zu sehen. Vorne stehen zwei Legopolizisten.

Zehn Milliarden Weltbürger in 50 Jahren

Vom Stein zur Story: LEGO-Minifiguren feiern Jubiläum

Piraten, Zauberer und Weltraumkrieger, Rennfahrer, Feuerwehrleute und Schokoladenfabrikanten: Wenn Lego auf der Spielwarenmesse neue Sets vorstellt, gehören oft fantasievolle Minifiguren dazu. Deren Gesamtzahlt hat seit dem Beginn der Produktion längst jene der Weltbevölkerung überschritten. Ihren Anfang nahm die Erfolgsgeschichte vor 50 Jahren. Denn 1975 kamen die ersten Minifiguren auf den Markt, es waren die Vorläufer der 1978 präsentierten, heutigen Modelle.

Ein Legoset mit Minifiguren und einer Unfallstation mit Rettungswagen
Sieben auf einen Streich: Eine besonders große Auswahl von Minifiguren der ersten Generation hatte Lego im Jahr 1975 dem Modell der Unfallstation mit Rettungswagen mitgegeben. (Foto: Peter Thomas)

Aus heutiger Sicht wirkt der große Wurf von Jens Nygaard Knudsen ein wenig statisch: Seine Miniaturfiguren, die vor einem halben Jahrhundert in Lego-Sets erstmals in den Spielwarenhandel kamen, hatten weder Gesicht noch bewegliche Arme und Beine. Trotzdem waren die kleinen Menschen sofort als solche zu erkennen – von den Feuerwehrleuten und Polizisten bis zur Ärztin und verschiedenen Handwerkern. Die Größe eignete sich bestens für das Rollenspiel mit den Fahrzeugen und Häusern von Lego – viele der Bausätze waren ebenfalls vom 1942 geborenen Knudsen entworfen worden, dem späteren Chefdesigner von Lego.

Am wichtigsten für die spätere Evolution der Minifigs waren wohl die Proportionen und das modulare Konzept: Beine und Oberkörper, der rundliche gelbe Kopf und ein Sortiment an Frisuren und Kopfbedeckungen ließen sich zusammenstecken und immer wieder neu kombinieren. Daran hat sich nichts geändert seit der Premiere der finalen Form der Minifiguren im Jahr 1978. Viele Höhepunkte haben die Klemmbausteinprotagonisten seither in ihrer Geschichte erlebt – angefangen von der Würdigung der ersten Space-Figuren als Teil eines Raumschiffs als European Toy of the Year auf der Spielwarenmesse 1979.

Genial einfach – einfach genial

Die Minifiguren von 1975 waren nicht die ersten Menschen im Lego-Programm. 1974 hatte der dänische Spielwarenhersteller eine Reihe großer Figuren mit ausdrucksstarken Köpfen und aufwendig konstruieren Armen vorgestellt. Für das Rollenspiel in komplett eingerichteten Räumen oder mit großen Fahrzeugen eigneten sich diese Miniaturen sehr gut – weniger hingegen für das Spielen in kompletten Dioramen mit immer neuen Fahrzeugen und Gebäuden. Hier fühlten sich die vier Steine hohen, stark abstrahierten Figuren viel eher zu Hause: Die genial einfach gezeichneten Personen erwiesen sich als einfach genial. Und sie legten den bis heute für viele Lego-Spielszenarien gültigen Maßstab von knapp 1:43 fest. 

Polizeiauto, Polizeimotorrad und zwei Beamten sowie die Feuerwehr
Retter und Helfer: Die Klassiker in der Alltagswelt von Lego. 1975 kamen Set #659 mit Polizeiauto, Polizeimotorrad und zwei Beamten (links) sowie die Feuerwehrdrehleiter mit Anhänger und drei Brandschützern heraus. (Foto: Peter Thomas)

Ihre Premiere erlebte die erste Generation der Minifiguren in kleinen Sets wie #659 Polizeiauto und Polizeimotorrad mit zwei Figuren und #693 Feuerwehrdrehleiter mit Anhänger und drei Figuren, aber auch in großen Baukästen wie #363 Unfallstation mit Rettungswagen und insgesamt sieben Figuren. Auch als Bauarbeiter, Eisenbahner, Lageristen und Müller waren die Knirpse in ihrem ersten Jahr aktiv.

Mehr Evolution als Revolution

Der Blick ins damalige Modellprogramm von Lego zeigt, dass die Einführung der mit Kopf gerade einmal 38,4 Millimeter hohen Figuren (rechnet man die zentrale Noppe dazu, sind es 40,1 Millimeter) eher Evolution als Revolution war: Ebenfalls 1975 erschien beispielsweise die ikonische Mondlandefähre #367 mit drei Astronauten im Maßstab der großen Figuren. Noch stellte Lego das Personal seiner Spielwelt also nicht komplett um. Und die erste Generation der Miniaturen würde auch noch einige Jahre im Programm bleiben.
Tatsächlich arbeiteten Knudsen und sein Team damals unermüdlich an der weiteren Perfektionierung der kleinen Lego-Heldinnen und -Helden. Davon erzählt beispielsweise Nevin Martell in seiner Biografie der Lego-Minifiguren. Da wurde gefeilt und gesägt, wurden Köpfe mit plastisch geformten Gesichtern ausprobiert, erhielten die Prototypen mal säulenförmige Beine und mal runde Füße. Wichtige Entwicklungsschritte hielt man im Metallguss fest. In Martells 2009 erschienenem Buch zeigen zwei Bildtableaus (Rote Frau und Blauer Mann) diese Entwicklung im Detail nach.
 

Zwei Polizei Legofiguren
Uniform als Aufkleber: Dieser Polizist war die erste Minifigur der endgültigen Form. Er kam 1978 auf den Markt. (Foto: Peter Thomas)

1978 war es dann so weit: Die Minifiguren wurden patentiert, wie wir sie heute kennen: Mit einzeln durch Hüftgelenke beweglichen Beinen, mit angewinkelten Armen samt drehbarer Handgelenke und simplen Greifhänden mit dem freundlichen Smiley als Gesicht. Als erste Figur nach diesem durchdachten Konzept kam erneut ein freundlicher Helfer heraus: Der Polizist in den Sets #600 Verkehrsstreife und #621 Einsatzwagen. Sein Oberkörper besaß damals noch einen Aufkleber mit silbernen Knöpfen und Amtsplakette. Ähnlich beim Feuerwehrmann in Set #602, der goldfarbene Knöpfe auf der Uniformjacke trug und einen neuen Helm mit Nackenschutz spendiert bekam. Später setzten sich bedruckte Details durch – sie waren auch Voraussetzung für die zunehmende Diversifizierung des Designs und Themen.  

Klassische Spielwelten und erfolgreiche Lizenzen

Noch 1978 etablierte Lego gleich zwei neue, sehr erfolgreiche Spielwelten, in denen die Minifiguren eine zentrale Rolle einnahmen: Das waren einerseits die Weltraumabenteuer der zunächst weiß oder rot gekleideten Astronauten im heute als Classic Space bekannten Thema mit grau-blau-gelben Fahrzeugen und Bauten. 2022 verneigte sich das dänische Unternehmen mit dem Sondermodell #10497 Galaxy Explorer vor diesem wichtigen Teil der eigenen Historie. Ebenfalls 1978 kamen die ersten Bausätze der mittelalterlichen Ritter-Spielwelt heraus.

Jack Sparrow und Hector Barbossa als Minifiguren
Leinwandhelden als Minifiguren: Jack Sparrow (links) und Hector Barbossa aus dem 2025 erschienenen Set #10365, dem Piratenschiff aus „Fluch der Karibik“. (Foto: Lego)

Seither haben die knapp vier Zentimeter hohen Klemmbaustein-Weltbürger aus dem robusten Kunststoff Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) eine beispiellose Erfolgsgeschichte absolviert. Dazu trugen auch die zahlreichen Lizenzen bei, die das größte Spielzeugunternehmen der Welt über die Jahre erworben hat. Dazu zählt insbesondere der Dauerbrenner Star Wars und in diesem Jahr die Formel 1. Aber auch die Fans von Harry Potter, Fluch der Karibik und anderen Medienerfolgen kamen auf ihre Kosten. Entsprechend gedruckte Gesichter und eine immer größere Auswahl an Zubehör machen es möglich, die entsprechenden Charaktere zu verwirklichen – seit 2002 auch mit kürzeren Beinen.

Längst haben sich die Spielfiguren zu einem eigenen Sammelgebiet entwickelt, mit einem Fokus auf den Lego-Kidults, die sich auch AFOLs nennen für Adult Fans of Lego. Nachschub für Fans und Sammler gibt es genug: Seit dem Auftritt der ersten Minifiguren vor 50 Jahren sind insgesamt mehr als 10 Milliarden der kleinen Weltbürger produziert worden. Lego bringt seit 2010 eigene Sammler-Editionen auf den Markt. 

Über den Autor Peter Thomas

Geschichten über Technik und Menschen erzählen: Das fasziniert den Journalisten, Autor, Kulturwissenschaftler und Dozenten seit mehr als 30 Jahren. Technisches Spielzeug steht dabei immer wieder im Fokus, vom Baukasten bis zu interaktiven digitalen Lernspielzeugen. Nach Studium und Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität schreibt Peter Thomas für Tageszeitungen, Magazine und Unternehmenspublikationen im deutschen und englischen Sprachraum. Seine Schwerpunkte neben der Welt des Spiels sind Mobilitäts-, Sicherheits-, Energie- und Medizintechnik.

Lego auf der Spielwarenmesse

Die neuen Minifigur-Kollektionen und viele andere Neuheiten finden die Fachbesucher auf der Spielwarenmesse in Nürnberg vom 27. – 31. Januar 2026:
LEGO-Gruppe Halle 12.2, Stand P-01.
TIPP: Termin vereinbaren.


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