
Elektronische Spielsachen: Immer raffinierter
Moderne Bordelektronik und KI bereichern das Spielzeugangebot
Von Peter Pernsteiner
In so manchen Spielzeugen sind Computer und Speicherchips seit Jahren allgegenwärtig. Inzwischen werden etwa fast alle Modelleisenbahnen digital gesteuert und bei Fernsteuermodellen geht ebenfalls nichts mehr ohne Digitaltechnik. Beide Bereiche wurden bereits in separaten Messe-Nachberichten beleuchtet. Diesmal geht es um die Vielfalt der weiteren elektronischen Spielsachen zur Entspannung von Kindern und Erwachsenen.
Schnelligkeit ist Trumpf

Schon im Vorschulalter sollen sich Kinder am robusten Reaktionsspiel-Gerät LumiTap von GimmiSys austoben. Seine 75 x 75 cm große Spielfläche besteht aus 81 riesigen Touch-Tasten in 9 x 9-Anordnung, die eine computergesteuerte RGB-LED-Hintergrundbeleuchtung haben. Außen herum hat das Gerät einen massiven Rahmen und an einer Seite ein Bedienpanel zur Auswahl von derzeit zwölf Spielen für ein bis acht Personen. Beim Spiel ColorTap treten beispielsweise bis zu acht Kinder oder Erwachsene am Rand des Spieltisches an und müssen schnellstmöglich die Touchfelder per Hand oder Faust treffen, wenn sie in der ihnen zugeordneten Farbe leuchten. Kombinationsgeschick ist bei ColorConnect gefragt, wo Felder derselben Farbe miteinander verbunden werden müssen. Auch Spieleklassiker wie TicTacToe oder Snake mit einer immer längeren und schneller werdenden Schlange gibt es. Das LumiTap kann in Kindergärten direkt am Boden betrieben werden oder es liegt auf einer Tischplatte und auf Wunsch ist es mit anschraubbaren Füßen lieferbar. Adressiert werden von GimmiSys nicht nur Vorschulkinder, sondern auch Indoor-Spielplätze, Event-Locations oder Hotels mit Spielecken.

Der rund 10 cm große fahrende Roboter Cooper von Learning Resources bringt Kindern ab 5 Jahren die Programmierung von Funktionsabläufen und Interaktionen näher. Hierzu hat er einen Sensor zur Erkennung von farbigen Kärtchen mit Funktionsbefehlen. Sie sollen zunächst nur auf den Tisch gelegt werden, um sich einen Ablauf zu überlegen, der später in Cooper eingelernt wird. Zudem hat der Roboter im Boden einen Sensor zur Erkennung einer schwarzen Linie für eine automatische Wegverfolgung, an der Oberseite einen Helligkeitssensor und an der Front einen Infrarotsensor zur Hindernis-Erkennung. Er ist auch in der Lage, mit anderen Cooper-Robotern im Multiplayer-Modus zu kommunizieren. Speicherbar sind Abfolgen aus bis zu 100 Befehlen. Der Antrieb des kugelförmigen Roboters erfolgt über große motorisierte Gummiräder am Boden. Der integrierte Akku wird über eine USB-C-Buchse nachgeladen und soll rund eine Stunde Spielzeit ermöglichen. Der Roboter ist wahlweise als Solo-Gerät lieferbar oder als Schulset mit vier Cooper-Robotern und Lehrer-Material für 20 Unterrichtseinheiten.
Kreativer Bauspaß

Das farbenfrohe Coding Chamäleon mit dem Namen Carl ist ein Roboter-Bausatz aus 133 Teilen, mit dem Kosmos Kindern ab 10 Jahren die Grundzüge der Automatisierung näherbringen will. Ist Carl fertig gebaut, dann hat er mit seinem verstellbaren Schwanz eine Länge zwischen 27 und 40 cm. Er bewegt sich motorisiert und rollt dabei mit den Augen. An der Unterseite hat er einen Fotosensor zur Analyse der Farbe des Bodens. Je nach Betriebsmodus passt er die Farbe seines Bauches mit Hilfe einer RGB-Leuchtdiode an den Untergrund an oder führt einen entsprechenden Automatisierungsbefehl aus. Hierzu befinden sich im Lieferumfang farbige Kärtchen, die Carl beispielsweise veranlassen vorwärts oder rückwärtszufahren. Am Kopf hat er zudem einen Infrarotsensor, um die Entfernung zu einem Hindernis oder quasi einer Beute zu messen. Ist es die richtige Distanz, dann öffnet sich das Maul und ein an einer Schnur befindlicher kleiner Pfeil schnellt in Anlehnung an die Zunge des Chamäleons heraus. Danach wird die Schnur nebst Pfeil wieder eingezogen. Neben dem Coding Chamäleon hat sich der Autor dieses Beitrags am Messestand von Kosmos auch einige weitere Neuheiten in seinem Videointerview erklären lassen: zum Video

Klemmbausteine-Bastler mit eigenen Ideen adressiert Freakware mit dem CodingCube. Der programmierbare mobile Minicomputer eignet sich zur Automatisierung von Technik-Konstruktionen mit Noppensteinen vieler Hersteller. Der 56 x 56 x 32 mm kleine Computer kann mit Hilfe von standardisierten Klemmbausteine-Pins verbaut werden und verfügt über verschiedenste Anschlüsse. So lassen sich vier Motorbausteine und vier Standard-Modellbauservos direkt anstecken. Neun Buchsen dienen als Digital-Interfaces für externe Sensoren. Zwei weitere Buchsen sind als Digital-Ausgang bzw. als Analog-Eingang gedacht. Außerdem hat der CodingCube einen Helligkeitssensor und ein integriertes 6-Achsen-Gyroskop zur Lageerkennung. Als Bedieninterface gibt es ein 35 x 28 mm großes Farbdisplay und darunter sind vier Tasten zur interaktiven Nutzerführung. Der CodingCube hat neben seinem Bordspeicher einen Slot für eine einfach wechselbare MicroSD-Speicherkarte. Der USB-C-Port dient zum Laden des integrierten Akkus als auch zur Programmierung des Bausteins per PC. Schließlich sind WLAN und Bluetooth als drahtlose Kommunikationsschnittstellen integriert. Zum Lieferumfang des Startsets gehören unter anderem zwei 64 mm lange Motor-Bausteine mit 44 mm großen Gummirädern sowie eine Rollkugel als Auflage-Element für erste Fahrzeug-Experimente.
Künstliche Intelligenz als nützlicher Helfer

Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz wollen zwei kleine Roboter von Miko Kindern spielerisch beim Lernen helfen und für Spaß sorgen. Bereits der etwa 17 cm hohe Miko Mini hat ein Farbdisplay mit 5 cm Diagonale und kann auf Basis seiner motorisierten Vorderräder und seiner Laufrolle flexibel umherfahren oder tanzen. Eine kleine Kamera hilft ihm beispielsweise bei der Erkennung von Hindernissen. Die dazugehörige Miko-App enthält unter anderem einen KI-gestützten Story-Maker, mit dem Kinder individuelle Bilderbuch-Geschichten aus erzählten Tageserlebnissen erhalten. Hierzu stellt der Miko-Roboter über seinen Lautsprecher ein paar einfache Fragen und verarbeitet die per Mikrofon erfassten Antworten schnell zu einer nett bebilderten Geschichte – beispielsweise über einen Elefanten, der im Kinderzimmer sehr behutsam ist, damit Peter´s Modelleisenbahn nicht zu Schaden kommt (siehe auch Titelbild des Beitrags). Der große Bruder von Miko Mini ist Miko 3 mit einer Höhe von 22 cm. Er hat einen Querformat-Touchscreen mit 12 cm Diagonale und ist noch beweglicher. Zudem kann er sogar von den Eltern von unterwegs angerufen werden, um mit den Kindern ein Videotelefonat zu führen.

Prinzipiell erinnert das Konzept von Carrera Hybrid an eine Mischung aus einer Rennbahn und ferngesteuerten Modellen. Allerdings gibt es keine Slots zur Fahrzeugführung und die Rennautos werden mittels KI-Software von einem Smartphone gesteuert. Hierzu haben die Autos im Maßstab 1:50 an der Unterseite einen Fotosensor zur Erkennung eines optischen Musters auf den flachen Bahnelementen. Die KI sorgt dafür, dass die Autos je nach Fahrergeschick fast autonom fahren bis vollständig manuell steuerbar sind. Zudem wird das Verhalten der Reifen elektronisch wie bei echtem Verschleiß an die Fahrzeit und Geschwindigkeit angepasst. Als aktuelle Neuheit hat die Firma Sturmkind als Entwickler des Systems für Carrera Toys einen Spielekonsolen-Controller von Snakebyte zur intuitiven Fahrzeugsteuerung vorgestellt, der über eine Smartphone-Halterung verfügt. Zudem kommen im Lauf des Jahres ein Ferrari 296 GT3 und ein Ford Mustang GT3 in mehreren Varianten als neue Rennwagen. Für mehr Fahrspaß sorgen drei neue Rennbahnelemente. Neben schlanken Kurven für Hochgeschwindigkeitsfahrten kommen 180-Grad-Haarnadelkurven und eine Schikane als Engstelle. Die Neuheiten von Carrera Hybrid hat sich der Autor dieses Beitrags auf der Spielwarenmesse in einem Interview erklären lassen: zum Video
Selbstfahrende Autos im Stadtverkehr

Die autonom fahrenden Modelle des Car System Digital von Faller im Maßstab 1:87 werden von so manchen Erwachsenen in eine Miniatur-Stadt integriert. Zur Erfassung der Fahrzeugpositionen dienen Ultraschall-Ortungseinheiten, die über der Anlage angebracht werden. Auf dieser Basis lässt sich unter anderem computergesteuert der Verkehrsfluss anpassen. Bislang war die erforderliche Bordelektronik nebst Ultraschallkapsel für das Fahrzeugdach allerdings so groß, dass alles nur in LKW-Modellen Platz hatte. Nun hat Faller eine neue Elektronik mit deutlich kleinerem Ultraschallsender entwickelt, die beispielsweise in das Modell eines Mercedes Sprinter-Krankenwagens passt. Als weitere Neuheit wurde auf der Spielwarenmesse eine Tablet-App zur bequemen Fernbedienung des Car System Digital vorgestellt. Sie soll im Lauf des Jahres sowohl für Android-Tablets als auch für iPad-Geräte kommen. Damit lassen sich bequem per Fingertipp auf dem visualisierten Straßenplan Abzweigungen, Ampeln, Fahrpausen, etc. schalten sowie Fahrzeuge individuell steuern. Beide Neuheiten wurden unserem Beitragsautor auch in einem Videointerview am Messestand von Faller gezeigt und erklärt, das hier zu finden ist: zum Video
Über den Autor
Peter Pernsteiner entdeckte mitten im Elektrotechnik-Studium seine Liebe zum Technik-Journalismus und landete bald danach in der Redaktion einer großen ITK-Fachzeitschrift. Seit 1994 schreibt er als Freier Journalist insbesondere über Technik-Themen – unter anderem für Magazine im Bereich Modelleisenbahn. 2016 startete er zudem einen YouTube-Kanal für Technikreportagen, der inzwischen weltweit Beachtung findet.