
Kinderprodukte neu denken: Mit Design die Welt verändern
Interview mit Professor Luca Fois, Poli.Design Milano
Von Ulrich Texter
Das Bauhaus revolutionierte in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts das Design. Ab den 60-er Jahren bescherte Italien der Welt eine Vielzahl an ikonischen Marken. Zahlreiche der damaligen Designer und Hersteller sind legendär, viele Objekte mittlerweile Klassiker. Wahrscheinlich dürfte nur der „skandinavische Stil“ im 20. Jahrhundert eine ähnliche Wirkung gehabt haben wie „Made in Italy“. Und die Strahlkraft des italienischen Designs hält bis heute an, die Messe Salone del Mobile in Mailand ist ein globaler Pflichttermin. Gäbe es da nicht diesen einen weißen Fleck. Verglichen mit dem Interior Design hat Spielzeugdesign in Italien nie eine identitätsstiftende Rolle gespielt. Das will Luca Fois, Professor für den Fachbereich Design for Kids & Design am Politecnico di Milano und Mitbegründer der Mailänder Kids Design Week, ändern.
Herr Fois, das 20. Jahrhundert hat das Bauhaus, den Scandinavian Style, den Siegeszug des italienischen Designs hervorgebracht. Was hat Sie geprägt, aber auch Italien?

Luca Fois: In Europa sind wir alle Söhne und Töchter der Bauhaus-Revolution, die die Säule des Designs in der Welt geschaffen hat. Für mich ist dies die Kultur und Methode, die es ermöglicht, Visionen in reale und realisierbare Projekte zu verwandeln.
Das Bauhaus war sehr innovativ, sowohl was die Kreativität als auch was den Rationalismus anbelangt, und hat eine echte und tiefgreifende Innovation in der ästhetischen und funktionalen Sprache mit einer demokratischen Sichtweise und einem internationalen Ansatz geschaffen. Das Bauhaus wurde in Verbindung mit dem deutschen Industriesystem geboren. Danach kam der „skandinavische Stil“ mit einem innovativen Gleichgewicht zwischen Materialien - vor allem Holz -, traditionellem Handwerk und technologischer Kreativität und essenziellen Formen, die aus einer ausgefeilten Ästhetik und funktionalen Lösungen stammen: das nachhaltige Design in seinem ersten Zeitalter. Wie Sie sehen können, ist die Designkultur immer mit dem Produktionssystem verbunden. Auch in Italien wurde das Design in der Gegend von Brianza (in der Nähe von Mailand) unter den berühmten und internationalen Handwerkern geboren, die die „klassischen Möbel“ herstellten, die bereits seit 1700 in Frankreich und Russland verkauft wurden. Nach dem Krieg entwickelte sich das italienische Design in zwei Richtungen: In Brianza beschlossen viele Handwerker, die individuelle Produktion in eine industrielle Produktion umzuwandeln, während die Pioniere mit unseren Meisterdesignern, den damaligen Architekten, begannen, Serienmöbel zu entwerfen und zu produzieren, die zu Ikonen wurden; in der Zwischenzeit wurde die Mobilitätsindustrie (Autos und Motorräder), die 500 Fiat und die Vespa, zu wahren Botschaftern des italienischen Designs und Lebensstils in der Welt.
Profil Luca Fois
Luca Fois verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Gestaltung und Herstellung von Holzobjekten für bekannte internationale Marken. Er war darüber hinaus sowohl in Italien als auch im Ausland an der Entwicklung und Steuerung bedeutender Kommunikationsprojekte im Bereich Design beteiligt. Er ist Professor und Coach für Designkultur und -methoden für Kinder und Spielzeug, Produkte und Events.
Creative Advisor - Beratung und Coaching
Professor - Politecnico di Milano, Hochschule für Design, Studiengang Eventdesign.
Mitbegründer und Technischer Direktor - Specializing Master in Design for Kids & Toys bei POLI.design
Mitbegründer - Milano China Design Center und Zona Sarpi
Mitbegründer - Milano Kids Design Week
Kreativdirektor - Veranstaltungsplattform Playful Living
Warum war das italienische Spielzeugdesign, oder Design for Kids & Toys, kein wegweisender Designakteur?
Luca Fois: In der Vergangenheit haben nur die großen internationalen Unternehmen in Kinder- und Spielzeugdesign investiert, so dass wir heute in Europa den französischen, den deutschen und den nordeuropäischen Stil bei Kinderprodukten vorfinden.
In Italien gab es zu dieser Zeit keine großen Unternehmen, weshalb das Design für Kinder- und Spielzeugprodukte nicht wirklich Beachtung fand und auch die Bedeutung des Spielens im pädagogischen Kontext und für die Entwicklung des menschlichen Gehirns unterschätzt wurde. Das ist auch der Grund, warum ich 2005 auf der Mailänder Designwoche die Idee hatte, die beiden Begriffe zusammenzubringen: Toys & Design. Inzwischen ist aus den experimentellen Workshops der Anfangszeit die 7. Auflage des Studiengangs Specializing Master in Design for Kids & Toys powered by POLI.design geworden, der Mitte Februar 2025 beginnt.
Herr Fois, italienisches Design schaut auf eine lange Tradition, genießt Weltruf und hat vor allem bei Möbeln, Beleuchtung, Mode und Lifestyle-Produkten ikonische Marken hervorgebracht. Können Sie uns erklären, was den typisch italienischen Stil auszeichnet, vor allem in einer Welt, die eng zusammengerückt ist, auch und gerade im Design? Gibt es überhaupt noch eine italienisches Design-DNA?

Luca Fois: Design ist eng mit dem produzierenden Gewerbe verbunden, und Italien als Land zeichnet sich durch eine große Vielfalt an kleinen und mittleren Unternehmen und weniger Großunternehmen aus, die sich durch alte Handwerkstraditionen und großes Können auszeichnen.
Die meisten dieser Unternehmen waren zunächst als Zulieferer für andere internationale Marken/Unternehmen tätig und haben ihre Produktion dann allmählich durch die Schaffung unabhängiger Marken umgestaltet und mit Designern zusammengearbeitet. Die Funktion des Designers an sich änderte sich und er wurde zum Produktdesigner, aber auch zum Marken-/Strategiedesigner und Art Director.
In Italien ist es aufgrund der hierzulande typischen Unternehmensgröße üblich, dass der Designer gleichzeitig mit dem Unternehmer und dem Arbeiter, dem Manager und dem Handwerker spricht, und aus dieser Zusammenarbeit erwächst ein entscheidender Vorteil, der sowohl für Innovation als auch für Exzellenz sorgt. In großen Unternehmen ist das nicht so üblich (manchmal sogar unmöglich), und ich denke, das ist und bleibt etwas, was das italienische Design wirklich auszeichnet.
Natürlich darf man auch das antike Kulturerbe, die natürliche mediterrane Landschaft als Inspirationsquelle, die gewissermaßen hybride DNA, die sich sowohl an Schönheit als auch an Kreativität orientiert, und die unglaubliche Vielfalt an materiellen und immateriellen Dingen nicht außer Acht lassen, die im ganzen Land zu finden sind.
In diesem Sinne kann man Leonardo Da Vinci als den ersten italienischen Designer bezeichnen, der es verstand, Vision und Machbarkeit unter einen Hut zu bringen.
Spielzeugdesign fristet in Italien scheinbar ein Nischendasein und fliegt gewissermaßen eher unter dem Radar, während das klassische Produktdesign für die Identitätsbildung der italienischen Nation einen kaum zu unterschätzenden Beitrag geleistet hat. Was ist der Grund? Ist die Spielwarenbranche einfach zu klein und die Lorbeeren für Designer zu gering, weil man es mit Spielzeug schwer hat, in die Hall of Fame aufgenommen zu werden?
Luca Fois: Wir können hier ein Paradoxon erkennen: Die italienische Kultur ist bekannt für Pinocchio, Maria Montessori, Bruno Munari, die Reggio-Pädagogik und viele andere qualifizierte Kompetenzen und Traditionen innerhalb der Kinderbetreuung und -erziehung, und trotzdem hat sich die Spielzeugindustrie mehr auf internationale Führungspositionen als auf das lokale Erbe oder die italienische Designkultur und Innovationskraft konzentriert. Der italienische Markt war - was die Kaufkraft anbelangt - nicht so vielversprechend, deshalb hatte der Export Priorität.
Die produzierenden Unternehmen waren nicht groß genug, und nach 1980 begannen viele von ihnen Jahr für Jahr, ihre Produktion nach China und Indien auszulagern, so dass heute nur noch wenige Hersteller in Italien übrig sind.
Ein weiterer Grund ist, dass alle „Kinderprodukte“ zwar von Kindern benutzt, aber von Erwachsenen ausgewählt und gekauft werden, so dass die Fürsprecher aus den Marketing- und Vertriebsabteilungen gegenüber dem Design immer eher gehört wurden. Geschäft versus Inhalt.
Sie unterrichten Design for Kids & Toys am POLI.design, einem Ableger des Polytechnikums in Mailand, der Anfang 2010 mit einigen experimentellen Workshops gegründet wurde. Warum muss man Kinder an Design heranführen, wenn sie doch am liebsten mit miniaturisierten Reproduktionen die Welt der Erwachsenen nachspielen wollen?

Luca Fois: Unser Ziel war und ist es, Designern dabei zu helfen, eine spezifische „Kultur und Methode“ zu erlernen, um gutes Spielzeug zu entwerfen und ein positives Bild vom Spielen zu erschaffen, aber nicht nur das, sondern auch gute Möbel und Dienstleistungen zu designen, die sich an den Bedürfnissen und Fähigkeiten von Kindern orientieren.
Wir beginnen mit der UN-Kinderrechtskonvention und legen Wert darauf, dass Kinder wahrgenommen werden und ihnen zugehört wird und sie als Menschen mit einer eigenen Persönlichkeit, Identität und eigenen Rechten angesehen werden.
Wir haben diese „kulturelle Bewegung“ in Anlehnung an die Renaissance (ital. Rinacimento) Kidnascimento genannt, die Kinder in den Mittelpunkt des Designprozesses (von der Forschung bis zur Lösung) stellt, und zwar für jede Kategorie von Produkten und Dienstleistungen. Aus diesem Grund sprechen wir von einem Produkt-Service-System. Gleichzeitig fördern wir ein System des „Learning and Doing“, in dem Laboraktivitäten, Prototyping und Testen mit einer kindgerechten Perspektive einhergehen sollten: visionäre Kreativität und Problemlösung, die jeder Aktivität oder jedem Objekt einen positiven Sinn geben.
Die Neurowissenschaft spielt im Designprozess eine entscheidende Rolle: Die Funktionsweise unseres Gehirns, vor allem des kindlichen Gehirns, stellt einen zentralen Bestandteil unseres Studiengangs dar. Die Studierenden sollen lernen, wie man Emotionen und Rationalität in Einklang bringen kann – dies ist wichtiger Grundsatz, wenn es um die Gestaltung von Spielzeug geht, das attraktiv, einladend und überzeugend ist.
Unbestritten dürfte sein, dass die ästhetische Erziehung schon im Kinderzimmer durch Spielzeug und Möbel beginnt. Allerdings scheinen Kinder oft ganz andere Bedürfnisse zu haben, wenn wir uns die geschrumpften Möbelklassiker fürs Kinderzimmer anschauen. Die werden links liegengelassen, während alles andere als Spielzeug oder Möbel dient. Wie kommt man aus diesem Dilemma überhaupt heraus?
Luca Fois: Es stimmt, dass Kindermöbel in der ganzen Welt sehr traditionell sind und nicht für Kinder, sondern für die Bedürfnisse von Erwachsenen entworfen werden. In den letzten Jahren haben wir vor allem in öffentlichen Räumen, Kindergärten und Außenbereichen einige interessante Innovationen gesehen, modernere Formen und Farben, andere Materialien und Funktionen, einen stärkeren Fokus auf die Wahrnehmung und Gefühle von Kindern.
Aber es ist wahr, dass es ein „schwarzes Loch“ gibt, und ab 2025 werden wir unsere Forschung, Kurse und Workshops auf Möbel und Räume für Kinder ausdehnen. Ausgangspunkt für diesen Ansatz ist die Beobachtung der realen Erfahrungen und Bedürfnisse von Kindern.
Worin bestehen generell die Herausforderungen für Spielzeugdesign? Die Grenzen scheinen uns jedenfalls eng gesteckt. Designer haben oft andere Vorstellungen als die Hersteller.
Luca Fois: In unserem Masterstudiengang lehren wir, wie man Funktionalität und Spielbarkeit, Wahrnehmung und Benutzererfahrung ausbalanciert, wie man mit Sprache und pädagogischen Ideen spielt, die großen zwischen Kindern bestehenden Unterschiede respektiert und den kollaborativen Wettbewerb und nicht nur den individuellen Wettbewerb fördert. Design legt das Augenmerk immer auf Kultur und Know-how und muss gegensätzliche Werte in Einklang bringen: immaterielle und materielle Werte, Grenzen und Ziele, Möglichkeiten und Zwänge, Kosten und Sicherheit, Nachhaltigkeit und Technologie, Ästhetik und Funktionalität, Kosten und Qualität, Industrialisierung und Individualisierung, Marketing und Inhalte... und so weiter. Design muss immer auf ein Gleichgewicht hinarbeiten.
Spielzeugdesign ist eine Querschnittsaufgabe. Die Produkte leben oft von Innovationen anderer Branchen. Denken Sie an die Mikroelektronik, an die Wahl neuer Materialien. Welchen Ansatz verfolgt man bei POLI.design?
Luca Fois: Eine Säule unseres Designansatzes ist das Produkt-Service-System-Design, d. h. wir müssen die gesamte und komplexe Lebensdauer eines Produkts und seiner Aufgaben berücksichtigen, angefangen bei den Materialien bis hin zum zweiten Leben und zum Abfall.
Innovation ist eine der Säulen: Materialinnovation, technologische Innovation, Prozessinnovation, innovative Nutzung und innovative Services rund um das Produkt oder den Service. Jedes Produkt ist gleichzeitig ein in der Realität existierendes Produkt und Servicesystem, und Innovation kann in jedem Schritt des Prozesses stattfinden: im Produktionsprozess, im Verkaufsprozess, im Nutzungsprozess und im Entsorgungsprozess.

Sie sind einer der Gründer der Milan Kids Design Week. Die Messe will ein Festival der Kreativität für Erwachsene und Kinder sein. Sie bietet eine Fülle von Veranstaltungen. Welche Ziele verfolgen Sie mit der Kids Design Week genau?
Luca Fois: Ich habe sehr viel Erfahrung mit der Mailänder Designwoche gesammelt, die die weltweit erste und wichtigste Designmesse ist. Daher war es für mich kein Problem, eine internationale Plattform für Kinderdesign zu kreieren (schließlich bin ich Professor für Eventdesign am Polytechnikum in Mailand), die von der Mailänder Designwoche inspiriert ist, aber auch immer darum bemüht ist, Wirtschaft, Unterhaltung und Kultur für Kinder, Eltern, Familien, Betreuer, Lehrer, Unternehmen und Designer, Fachleute und Kunden miteinander zu verbinden.
Wir arbeiten gerade an der zweiten Ausgabe, die für April 2025 geplant ist... Sie sind alle herzlich eingeladen, nach Mailand zu kommen und uns auf unseren Social-Media-Kanälen zu folgen. Wir würden uns sehr freuen, Sie willkommen zu heißen!
China wird gerne mit Massenware assoziiert. Das Land hat über Jahrzehnte hinweg die Kinderzimmer der Welt mit preiswertem Spielzeug ausgestattet. Das scheint sich zu ändern. Design wird auch im Reich der Mitte immer wichtiger. Wird aus der Werkbank der Welt jetzt eine treibende Kraft in Sachen Design?
Luca Fois: In China spielen Kinder für die Eltern und die Gesellschaft eine sehr wichtige Rolle. China war und ist zusammen mit Indien der größte Produzent von Spielzeug, und ich sehe dort eine Entwicklung, die in erster Linie von den jungen Leuten vorangetrieben wird. Die Massenproduktion war und bleibt ein großes Problem, aber die Entwicklung des lokalen und globalen Marktes sorgt für neue Vorgaben und bessere Qualität. Es liegt noch ein langer Weg vor uns, aber ich bin optimistisch, denn der Trend zu weniger Quantität und mehr Qualität ist global, und der Designansatz kann uns dabei helfen.
Wenn die an vielen Orten der Welt vorherrschende Kriegslust nachlässt, haben wir vielleicht viele Möglichkeiten, eine bessere Welt zu schaffen, angefangen bei spielerischen Aktivitäten für Menschen von null bis 120 Jahren. Kinder sind die Zukunft, die einzige Zukunft, die wir haben.
POLI.design fördert einen chinesischen, aber dennoch internationalen Design-Wettbewerb, an dem auch die Spielwarenbranche teilnehmen kann. Stellen Unterschiede zwischen Asien und Europa hinsichtlich der Herangehensweise an das Thema Design oder der Experimentierfreudigkeit fest?

Luca Fois: Ja, der DIA-Wettbewerb ist sehr interessant, weil wir viele verschiedene Kategorien, Konzepte und Produkte, digitale und physische Dienstleistungen haben. Von diesem privilegierten Standpunkt aus betrachtet habe ich eine Unmenge schöner Lösungen mit immer besserer Qualität gesehen. Ich halte diesen und andere internationale Wettbewerbe für ein wichtiges Umfeld, in dem man von anderen lernen und sich inspirieren lassen kann.
Unternehmen wird dadurch eine sehr wertvolle Plattform geboten, um Trends zu verstehen und Innovationen aufzuspüren, während die Designer sich einbringen und messen können.
Auf der Beijing International Children's Design Week im September letzten Jahres betonten Sie in Ihrer Eröffnungsansprache, dass Design für Kids & Toys ein universelles Thema ist und völkerverbindend sein kann. Das müssen Sie uns erklären. Spielzeug lässt sich doch oft gar nicht ohne seine Herkunft verstehen.
Luca Fois: Ja, ich bin sicher, dass Kinder „universell“ sind. Sie stehen für die Zukunft, der wir heute schon begegnen, die wir sehen, berühren und mit der wir aufwachsen können. Die Kinder sind schon heute ein Teil unseres Lebens.
Spielen ist keine „Sekundäroption“ unseres Lebens, sondern eine Säule unserer Gehirnentwicklung. Darum ist das menschliche Gehirn universell. Der Inhalt unseres Gehirns kann sich ändern, aber die Art und Weise, wie es funktioniert, ist für alle gleich.
Die „Systemsprache des Gehirns“ ist für alle Menschen (und nicht nur für diese) gleich, und die jeweilige Sprache ändert sich, wenn wir mit unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaftsmodellen in Kontakt treten. Dies ist eine wichtige Botschaft für alle. Wenn Produkte und Services für Kinder über ein besseres Design verfügen, entstehen dadurch auch bessere Kinder und in der Folge bessere Erwachsene, die in der Lage sind, eine bessere Gesellschaft zu erschaffen. Und wir wissen alle, wie sehr wir die brauchen.
Bei Design geht es heute nicht mehr nur um die Erschaffung von etwas Schönem, sondern auch um einen gesellschaftlichen Kontext. Begriffe wie Nachhaltigkeit, Reparaturfähigkeit und die Verwendung von recyclingfähigen Materialien prägen immer stärker die Arbeit von Designern. Ist der „Kontext“ in China inzwischen ebenso relevant wie hier in Europa?
Luca Fois: Qualität, Exzellenz und Nachhaltigkeit sind keine „dekorativen oder optionalen“ Werte, sondern grundlegende Werte, die gut gestaltet werden müssen. Im Rahmen unseres spezialisierten Masterstudiengangs in Design für Kinder und Spielzeug erwerben unsere Studierenden viele verschiedene Fähigkeiten, um bessere Designer zu werden. Sie verfügen über ein 360°-Wissen, mit dem sie die Komplexitäten der modernen Produktion und des Vertriebs von Produkten und Dienstleistungen für Kinder steuern können. Ich weiß sehr gut, wie sich China in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, ich unterrichte viele chinesische Jungdesigner, ich bin in mehreren Jurys von Designwettbewerben und arbeite mit vielen Experten und Unternehmen zusammen, und ich kann sagen, dass das Designniveau in China sehr hoch ist, von der Kreativität bis hin zur Technologie, bei der moderne Lösungen zum Einsatz kommen. Überall auf der Welt müssen wir - zügig – das Thema Nachhaltigkeit angehen, das besonders in der Kinder- und Spielzeugindustrie bei der Auswahl von Produkten und Services eine wichtige Rolle spielt.
Specializing Master in Design for Kids & Toys
Studienbeschreibung
Der Studiengang Specializing Master in Design for Kids & Toys zielt darauf ab, eine neue Generation von Designern auszubilden, die in der Lage sind, komplexe Designprozesse in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen für Kinder sowohl inhaltlich als auch methodisch zu managen. POLI.design bietet diesen Master-Studiengang am Mailänder Polytechnikum (Politecnico di Milano) an, der 60 Credit-Punkte (60 ECTS) umfasst.
Lehrplan
Es kommt ein Blended-Learning-Modell zum Einsatz, das theoretische Ausbildungsmodule im E-Learning-Format mit Workshop-Aktivitäten und Projektarbeiten im Rahmen eines Berufspraktikums verbindet.
Unterrichtssprache: Englisch
Theoretische Ausbildungsmodule im E-Learning-Format:
strategisches Design und Design Thinking
menschenzentriertes Design
Marketing und Kommunikation
Unternehmen, Branche und Märkte
Technologien und Materialien
Gesetze und Sicherheit
Pädagogik, Psychologie, kognitive Ergonomie
Kommunikation und Vertrieb
Eingesetzte digitale Tools: E-Learning-Plattform Moodle, Kollaborationsplattform Slack, Microsoft Teams
Präsenzangebot Design-Workshops in Mailand:
Designsitzungen in Zusammenarbeit mit Unternehmen (zweimal vier Wochen)
Berufspraktikum
Selbstständige Entwicklung eines Abschlussprojekts (Dauer: 3 Monate)
Zur englischsprachigen Studienbroschüre “Master in Design for Kids & Toys“
Auf Instagram: designfor_kids
Über den Autor:
Ulrich Texter machte nach seinem Studium der Psychologie und Philosophie an der FU Berlin das Schreiben zum Beruf. Er hegt eine Vorliebe für Literatur, Jazz und Design. Seit über 20 Jahren begleitet er die Spielwarenindustrie als Chefredakteur für das Fachmagazin planet toys. Sein Faible für Design spürt man, wenn er den Blick auf kleine Schmuckstücke der Spielwarenbranche richtet. Getreu dem Motto „Wir können auch anders“ schafft er als ehrenamtlicher „Kulturimpresario“ mit dem Ostenfelder Leseherbst und den Kinderliteraturpreis „Schlossgeschichten“ kleine Kulturoasen in Bad Iburg.