Elektronische Spielsachen: Das ist 2023 angesagt!

Hightech fürs Groß und Klein

Von Peter Pernsteiner

Die Spielwarenmesse 2023 verdeutlichte eindrucksvoll, dass die Elektronik und das Smartphone bei vielen Produkten zentrale Bestandteile geworden sind. Dies beginnt mit der klassischen Rennbahn für Wettbewerbe zwischen bis zu sechs Fahrern auf einer zweispurigen Rennbahn und endet bei einer raffinierten Kombination aus echten Modellautos und virtueller Realität auf dem Display.

Mit dem Zeichencomputer Quincy lernen Kleinkinder spielerisch rechnen und schreiben (Foto: Pernsteiner)

Bereits für Kinder ab 3 Jahren gibt es jetzt moderne elektronische Lernunterstützung. Mit dem Roboter Quincy will Kaiserberg Trading spielerisch dabei helfen, schreiben, buchstabieren, rechnen und malen zu lernen. Hierfür kommt ein kindgerecht gestalteter Zeichencomputer zum Einsatz. Er verfügt über einen motorisierten Zeichenarm, in den beispielsweise ein Faserstift eingespannt wird. Das Kamera-Auge des per Akku betriebenen Geräts erfasst QR-Codes von Pappkarton-Kärtchen mit Buchstaben oder Bildern von beispielsweise einem Tier oder Obst. Danach malt der Computer das Obst aufs Papier und bittet anschließend das Kind per Sprachausgabe, diesen Begriff zu buchstabieren. Nun hält das Kind Buchstabe für Buchstabe vor die Kamera. Wenn der Buchstabe richtig ist, freut sich der Roboter und malt diesen Buchstaben aufs Papier. Abschließend eignet sich das Papierblatt mit der Zeichnung auch noch als Ausmal-Vorlage.  Zur Erweiterung seiner Fähigkeiten hat Quincy auf seiner Rückseite einen Slot für eine microSD-Speicherkarte.

Zu YouTube: Interview - Zeichenroboter Quincy lernt Kindern schreiben und rechnen

Experimente für junge Forscher

Die Komponenten des Block Circuit-Elektronik-Baukastens werden ganz einfach auf eine Noppensteinplatte gesetzt (Foto: Pernsteiner)

Mit höherem Alter bietet sich der Einstieg in die Welt der Experimentierkästen an. So hilft Block Circuit von TopbrightKindern ab 8 Jahren, die Grundzüge von elektrischen und elektronischen Schaltungen zu verstehen. Eigentlich sollte dieser Baukasten bereits zur Spielwarenmesse 2022 vorgestellt werden, die aber bekanntlich Corona-bedingt ausgefallen ist. Deshalb wurde Block Circuit jetzt umso ausführlicher präsentiert. Die Bausteine werden auf eine Noppenstein-Platte gesetzt und über USB-C-Kabel miteinander verbunden. Auf diese Weise lässt sich etwa die Funktionsweise einer RGB-Farbbeleuchtung, die Lautstärkeregelung eines Mini-Klaviers oder eine Motor-Drehzahlregelung ergründen. Als Messeneuheit wurde der im Herbst 2023 lieferbare Roboter-Baukasten Block Robots vorgestellt. Er enthält ebenfalls unter anderem viele Steckelemente und Zahnräder, mit denen sich motorisiert bewegte Spielzeug-Roboter zusammenbauen lassen.

Zu YouTube: Interview - Block Robots / Circuit Experimentierkästen von Topbright

Per Smartphone werden diese Smart Robots programmiert. (Foto: Pernsteiner)

Passend zu den Mechanik-Konstruktionsbaukästen mit optional lieferbaren Motoreinheiten bietet Fischertechnik schon seit vielen Jahren kompakte Steuereinheiten, die individuell programmiert werden können. Seit Herbst 2022 gibt es den TXT 4.0 Controller mit Touchscreen, acht Schaltausgängen oder vier Motorausgängen sowie drei Ausgängen für Servomotoren. Sie lassen sich mit zwölf Eingängen individuell logisch verknüpfen. Außerdem kann am Controller eine USB-Kamera angeschlossen werden, die beispielsweise Bewegungen, Farben oder Barcodes erfasst und für Steuerbefehle nutzt. Einen einfacheren Einstieg in die Smarthome-Welt gibt es mit dem neuen Startset Smart Robots, das einen kleinen Controllerbaustein mit vier Eingängen sowie zwei Motorausgängen beinhaltet. Damit lassen sich per Smartphone via Blutooth beispielsweise eine einfache Alarmanlage, eine Temperaturregelung mit Ventilator, ein Ballwurf-Katapult oder ein motorisiertes Fahrzeug mit Hindernis-Erkennung und Wegkorrektur programmieren.

Zu YouTube: Interview - Fischertechnik verrückte Reaktionen, Kirmes, Smart Robots, TXT 4.0

Roboter erobern nicht nur das Kinderzimmer

Mit dem Laufroboter Miika lernen Kinder spielerisch Grundlagen der Künstlichen Intelligenz. (Foto: Pernsteiner)

Das Thema Künstliche Intelligenz wird schon in naher Zukunft allgegenwärtig und zieht jetzt auch ins Kinderzimmer ein. Mit dem KI-Experimentierbaukasten Miika will der Franckh-Kosmos Verlag bereits Kindern ab 10 Jahren erste entsprechende Grundlagen spielerisch beibringen. Hierzu wird aus mehr als 100 Einzelteilen ein sechsbeiniger elektrisch angetriebener Lauf-Roboter gebastelt. Mit Hilfe einer kostenlosen Smartphone-App trainiert das Kind dann seinem Roboter auf Hand- und Körpergesten als Steuerbefehle. Alternativ ist eine Steuerung per Geräuscherkennung möglich. Miika kann vorwärts und rückwärts laufen sowie seinen Oberkörper im Uhrzeigersinn oder andersherum drehen. Als kindgerechte Bauanleitung liegt ein reich bebildertes Arbeitsheft mit 68 Seiten im A5-Format bei, das auch sehr einfach verständlich KI-Grundlagen vermittelt.

Zu YouTube: Interview - KI-Experimentierkasten Miika - Kosmos-Roboter mit Gestensteuerung

27 Servomotoren trasnformieren den Optimus Prime Roboter wie im Kino zu einem LKW und umgekehrt. (Foto: Pernsteiner)

Was heute technologisch im Bereich der Roboter möglich ist, demonstrierte Robosen sehr eindrucksvoll in Nürnberg. Der 48 cm hohe programmierbare Laufroboter Optimus Prime verwandelt sich per Smartphone-Sprachbefehl in nur neun Sekunden in eine 36 cm lange Sattelschlepper-Zugmaschine. Diese kann per Smartphone und den beiden Daumen bequem ferngesteuert werden und bei Bedarf noch während der Fahrt wieder zurück in den Roboter transformiert werden … so ähnlich wie im Kinofilm. Hierzu befinden sich im 2,8 Kilogramm schweren Erwachsenenspielzeug nicht weniger als 27 Servo-Motoren und 60 Mikrochips. Dem für knapp 1000 Euro gelisteten Roboter können nahezu beliebige Bewegungsabläufe beigebracht werden. Wer noch mehr Spielspaß haben will, kann einen dazu passenden 56 cm langen Sattelauflieger erwerben, der sich mit Hilfe von 18 Servomotoren wie im Kinofilm in eine Art Unterstützungsbasis von Optimus Prime verwandelt.

Zu YouTube: Interview - Robosen-Transformers-Roboter mit 27 Servos - Optimus Prime 

Spaß mit Autos reell oder virtuell

Eine der vielen Farbneuheiten von Carrera ist der Ford Capri Zakspeed Turbo im Maßstab 1:24 (Foto: Pernsteiner)

Allerdings braucht nicht jeder einen sich transformierenden Sattelschlepper – Spielspaß gibt es auch viel einfacher. Seit 60 Jahren begeistern sich Jung und Alt für die Carrera-Slotcar-Rennbahnen. Deshalb ist es kein Wunder, dass sich Carrera Toys auf der Spielwarenmesse genau diesem Jubiläum widmete. Highlight ist hier ein großes Startset im Verpackungs-Look der 1960er Jahre. Das Set Retro Grand Prix beinhaltet drei Rennwagen im Maßstab 1:32 und 9,3 Meter Rennbahn-Strecke. Trotz Retro-Design können dank Digitaltechnik bis zu sechs Autos und Fahrer gleichzeitig gegeneinander antreten. Zum Lieferumfang des Sets gehört deshalb eine doppelte Spurwechsel-Einheit, die ganz einfach per Zeigefinger während der Geschwindigkeitsregelung am Fahrregler ausgelöst wird. Eines der drei im Jubiläumsset mitgelieferten Fahrzeuge ist sogar eine Neukonstruktion – der Lancia Beta Turbo Montecarlo. Eine weitere praktische Neuheit ist ein Schienenreinigungsfahrzeug im Look eines Abschleppwagens und der VW-Bus T2b könnte vielen als Kultfahrzeug gefallen. Bei den Slotcar-Schienen gibt es als Neuheit eine 102 cm lange Schikane, die sich sowohl für Fahrzeuge in 1:32 als auch in 1:24 eignet. Für Kinder, die sich oft allein beschäftigen müssen, kommt schließlich noch das Carrera Go Challenge-Startset mit einer einspurigen Bahn im Maßstab 1:43, bei der man insbesondere gegen die Zeit fährt.

Zu YouTube: Interview - 60 Jahre Carrera Rennbahn - Slotcar-News 2023

Diese Augmented-Reality-App mischt auf einem Smartphone ein reelles Spielzeugauto mit virtuellen Gegenständen (Foto: Pernsteiner)

Auf der Spielwarenmesse sind teilweise auch die Grenzen zwischen echter Spielzeugautowelt und virtueller Realität miteinander verschmolzen. So demonstrierte Augmented Robotics, wie sich ein klassisches Spielzeugauto a la Matchbox mit einer virtuellen Welt in einer Smartphone-App kombinieren lässt. Mit der kostenlosen Augmented Reality-App „Zombie Crasher“ stupst man ein kleines Schiebe-Spielzeugauto auf dem Tisch oder auf dem Fußboden per Fingertipp an, um virtuelle Zombies zu treffen und dadurch Punkte zu sammeln. Das Auto wird mit Hilfe der Smartphone-Kamera erfasst und im Display mit virtuellen Gebäuden, Hindernissen und Laufrobotern ergänzt. In einem weiteren Szenario präsentierte das Unternehmen eine für Revell entwickelte AR-App für ein Fernsteuer-Fahrzeug, das ebenfalls auf dem Smartphone mit einer virtuellen Umgebung angereichert wird.

Zu YouTube: Interview - Spielzeugauto-AR-App - echtes Modellauto in Augmented Reality

Smartphone unterstützt Kartenspiel

Die Spielsteine von Klang2 sorgen dank NFC-Chips für unterschiedliche Sounds am Smartphone. (Foto: Pernsteiner)

Auch die klassischen Brett- oder Kartenspiele werden immer mehr durch Smartphones unterstützt. Beispielsweise das Startup-Unternehmen Oberlin & Rennertz zeigte eine entsprechende Lösung auf der PressPreview der Spielwarenmesse 2023 in Form einer Erweiterung seines Gedächtnistraining-Spiels Klang2 (Klang hoch 2). Bei diesem Spiel mit 20 quadratischen Holzsteinen müssen in Anlehnung an den Klassiker Memory zwei zueinander passende Steine gefunden und aufgedeckt werden. Allerdings haben die Spielsteine keine Bedruckung – weder vorne noch auf der Rückseite. Stattdessen beinhalten sie einen ein NFC-Chip zur Nahfeldkommunikation mit einem Smartphone. Zum „Aufdecken“ müssen sie ans Smartphone gehalten werden und die App sorgt für entsprechende Geräusche oder Melodien. Im Spiel müssen beispielsweise zusammenpassende Stadt- und Landnamen, Vogelgezwitscher, Melodien desselben Komponisten oder Sprichwort-Hälften gefunden werden. Klang2 gibt es in einer Einsteiger-Version mit Spielsteinen aus Buchbinder-Material oder aus edelen Tonhölzern, die im Geigenbau zum Einsatz kommen. Als Neuheit präsentierte das Startup-Unternehmen einen Gamecreator, mit dem Kunden eigene akustische Spiele entwickeln können, die sich in einer Internet-Community verbreiten sollen.

Zu YouTube: Interview - Gedächtnistraining-Spiel Klangquadrat - Klang2-App mit NFC-Chips

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Auf Spielwarenmesse Digital gibt es weitere Informationen zu den teilnehmenden Herstellern der Produktgruppe Elektronisches Spielzeug. Erfahren Sie mehr über die Neuheiten. 

Zu Spielwarenmesse Digital

Über den Autor

Peter Pernsteiner (Dipl.-Ing. (Univ.) und freier Journalist) entdeckte mitten im Elektrotechnik Studium seine Liebe zum Technik-Journalismus und landete bald danach in der Redaktion einer großen ITK-Fachzeitschrift. Seit 1994 schreibt er als freier Journalist insbesondere über Technik-Themen – unter anderem für Magazine im Bereich Modelleisenbahn. 2016 startete er zudem einen YouTube-Kanal für Technikreportagen, der inzwischen weltweit Beachtung findet.

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